Kuwait –ein Barrel sind 159 Liter

10.02.2023 von Meiky

Auch dieses Land, Kuwait, bringen wir mit unserer Jugend in Verbindung. Ich war ungefähr zehn Jahre alt, als ich von Kuwait zum ersten Mal hörte. Damals, so unglaublich weit weg und heute, so unglaublich nah. Wir alle können uns noch an die Schlagzeilen über den Zweiten Irakkrieg oder das brennende Kuwait erinnern.

In der Folge des Zweiten Irakkriegs öffneten irakische Soldaten am 21 Januar 1991 beim Rückzug aus Kuwait alle Ventile des Sea-Island-Oil-Terminals und entließen somit fast eine Milliarden Tonnen Rohöl, den größten Teil davon in den Persischen Golf. Beim weiteren Abzug der Truppen sprengte das irakische Militär fast alle 700 Ölquellen und es verbrannten fast 1,5 Mrd. Barrel Rohöl. Es war eine der größten, von Menschen Hand verursachten Umweltkatastrophen. Ganze neun Monate hat es gedauert alle Ölquellen zum Teil brennenden Ölquellen wieder zu verschließen. Das Klingt zwar sehr lange, anfangs jedoch befürchtete man, dass dies Jahre dauern wird. Die Natur, vor allem die Küsten- und Mangrovengebiete sind heute noch stark gezeichnet. Der natürliche Lebensraum, vor allem die Fischgründe und die Krabbenbänke, ist dort vollkommen zerstört. Genauer beschreibe ich den Zweiten Irakkrieg nicht, da das bei weitem den Rahmen eines Reiseblogs sprengen würde. Aber lest Euch selbst nochmal rein, es ist wirklich interessant.

Kuwait ist durch sein Erdöl sehr finanzstark und noch heute findet man immer wieder bedeutende Erdöl- und Erdgasvorkommen. Das kleine Land, fast so groß wie Slowenien, verfügt über 8% des Ölvorkommens weltweit. Kuwait fördert pro Tag etwa vier Millionen Barrel Öl, das sind 636.000.000 Liter. Das Burgan Ölfeld ist das zweitgrößte Ölfeld der Welt. Es befindet sich ebenfalls in Kuwait und fördert allein schon täglich 1,7 Mio. Fass Öl. Fragt man Einheimische, was die Farben in der Kuwaitischen Flagge zu bedeuten haben, sagen sie, die Farbe schwarz steht für das Öl. Das ist zwar nicht richtig, aber wir lassen es mal so stehen. Die Kuwaitis sind stolz auf ihr Öl. Verantwortungsvoll damit umzugehen scheint jedoch ein Fremdwort zu sein. Das Öl ist da und zwar reichlich und es wird nach Hochrechnungen auch bei größeren Fördermengen noch bis 2110 vorhanden sein, also fast 90 Jahre.

 

Bevor wir nach Kuwait einreisten verbrachten wir eine knappe Woche in Saudi-Arabien und besuchten die Rally Dakar und das Juddah´s Tomb. Darauf gehen wir aber in unserem ersten Saudi Bericht genauer ein.

Auch diese Grenze wäre eigentlich recht einfach gewesen, hätte man sich besser vorbereitet. Bestimmt haben wir schon an die 100 Grenzübertritte außerhalb der EU hinter uns. Eine Routine kehrt ein, man informiert sich weniger, und das ist dann auch der Fehler. Erst drei Tage vor unserem geplanten Grenzübertritt beantragten wir unsere E-Visa für Kuwait. Leider erhielten wir keine Bestätigung innerhalb von drei Tagen. Eigentlich sollte sie max. 24 Stunden dauern. Wir wussten aber, dass es auch ein Visum on Arrival (VOA) gibt, also nix wie hin zur Grenze. Dem netten Grenzbeamten erklärten wir, dass wir die Visa bereits online beantragt haben, aber noch keine Zahlung oder eine Genehmigung erfolgte. Da hatten wir das Problem. Entweder VOA oder Online Visa, und nicht so ein Durcheinander wie bei uns. Der Grenzbeamte konnte nicht in den laufenden Prozess eingreifen. Online konnten wir aber auch nicht weiter daran arbeiten, da wir kein Signal aus Saudi-Arabien mehr hatten. Nach zehn Minuten hatte er wahrscheinlich ein Erbarmen mit unserer Dummheit und stellte uns zwei neue Visa aus. 30 Tage durften wir bleiben. Das Stempeln des Carnets hat dann auch noch etwas Zeit in Anspruch genommen, aber Alles im ganz normalen Rahmen mit Datteln und Tee. Mit einem E-Visa vorab wäre alles ganz schnell gegangen. Also was lernen wir daraus: Mach dich weiterhin rechtzeitig schlau, auch bei vermeidlich einfachen Grenzübertritten und beantrage zeitig dein Visum.

Auf der i-Overlander-App markierte Maged seine Wohnung mit dem Hinweis „overlander welcome and laundry service“. Wäschereien sind auf der ganzen Arabischen Halbinsel unheimlich teuer, da sie pro Stück berechnen, zudem waschen sie meist auch keine Frauenunterwäsche. So bot sich diese Gelegenheit super an und wir fuhren zu Maged. Wir durften sofort waschen und er schenkte uns auch noch eine Sim-Karte mit 40 GB Datenvolumen. Damit aber noch nicht genug: Wir bekamen etwas zu Essen und am Abend mussten wir mit zu seinen Freunden, die uns ebenfalls einladen wollten. In Kuwait kann man sich problemlos von Gastgeber zu Gastgeber weiterreichen lassen. Man muss dafür aber auch alles mitmachen, darf nicht nein sagen und kommt kaum zur Ruhe.

Das schlechte Wetter hielt immer noch an. Nur etwa alle vier Tage kam kurz die Sonne raus. Wir dachten uns, wir sitzen die Schlechtwetterperiode aus, und taten das dann auch einige Tage am Strand vor Kuwait City. Der Platz war allerdings weniger spektakulär, dafür lag umso mehr Müll herum. Nein, der Müll kam nicht vom Meer her geweht, sondern von den Einheimischen, die für ein Picknick aus der Stadt kommen. Ihren Müll lassen sie einfach liegen. Ja, so ist es: „Ich nehme doch kein Müll in meinem Auto mit“.

So mussten wir erstaunt feststellen, dass Kuwait offenbar ein größeres Müllproblem hat als weite Teile Afrikas. Und es ist leider nicht nur Kuwait, sondern der ganze Mittlere Osten. Die „Arabian Flower“ gedeiht auch hier prächtig. (Wir erinnern uns: Die „African Flower“ war ein mit Plastiktüten behangener Busch oder Baum). Das Bewusstsein für Müll ist hier noch nicht wirklich vorhanden. An den Picknick-Plätzen sieht es auf Deutsch gesagt „aus wie sau“. Autoreifen werden irgendwo in der Wüste verbrannt, um an den Stahl zu kommen, und schaut man abends auf einen Kinderspielplatz, wo Mütter mit ihren Kindern am Tag spielten, gleicht dieser einer Müllhalde. Es erweckt den Anschein, dass auch den Kindern ein wünschenswerter Umgang mit Müll nicht erklärt wird. So wird sich aber der Prozess „wie gehe ich mit Müll um“, noch seeehr lange hinziehen.

Weiterhin fiel uns auf, dass hier mindestens jeder zehnte Verkehrsteilnehmer mit seinem Handy beschäftigt ist. Nein, nicht an der roten Ampel, sondern im laufenden Stadtverkehr und sogar auf Autobahnen.

Als sich die Sonne auch einmal blicken ließ, ging es los mit unserer kleinen Sightseeing-Tour. Wir besuchten zuerst das Öl Museum der Kuwait Oil Campany – und das als einzige Touristen in dem großen Gebäude. Ein spannender Ort, wo einem einfach und teils spielerisch die Gewinnung von Erdöl erklärt wird. Ebenfalls beeindruckend war das Märtyrer Museum im Stadtteil Al-Qurain. Das Museum in Form eines zerbombten Hauses, wurde in der Wohnsiedung als Mahnmal stehen gelassen und nicht wieder aufgebaut oder abgerissen. Am 24 Februar 1991 leisteten hier 19 Kuwaitis in einem zehn Stunden dauernden Kampf, erbitterten Widerstand gegen die irakischen Truppen, die mit Panzern abrückten. Glücklicherweise durften wir es besichtigen, obwohl wir außerhalb der Öffnungszeiten vor Ort waren. Der Arbeiter der Sicherheitsfirma hat uns das Tor einfach geöffnet. Danach gingen wir an der Hafenpromenade spazieren und besuchten zum Schluss noch die Große Moschee, die mit einer riesigen Kuppel echt beindruckend war. Die Moschee in Kuwait ist von Innen eine der Schönsten, von außen aber eher langweilig. Der Präsidentenpalast Al Seif kann derzeit leider nicht besichtigt werden, sonst hätten wir den auch noch mitgenommen.

 

Am Abend ging es noch einmal zu Maged. Er bekam ein kleines Geschenk von uns und wir gaben ihm seine Sim-Karte zurück, die wir davor natürlich wieder mit Datenvolumen aufgeladen haben. Die letzte Nacht verbrachten wir auf einem Schotterparkplatz in der Nähe und am nächsten Morgen ging es gleich zur nördlichen Grenze und schon zum vierten Mal nach Saudi-Arabien.



Booking.com

Kontakt

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.