Lesotho - Sweeeeets!

16.01.2022 von Meiky

In Bloemfontain ging es für uns am Nachmittag mal wieder ins Krankenhaus. Und zwar zu „Path Care“ für einen PCR-Test. Das „negative“ Ergebnis erhielten wir bereits nach sechs Stunden, sodass wir uns am nächsten Tag von einer kleinen Campsite aus, nahe der Grenze zu Lesotho, auf den Weg dorthin machten.

Da Lesotho ebenfalls zur Custom Union gehört müssen wir nicht zum Zoll, um das Carnet vorzuzeigen. Die Ausreise ging zügig, die Pässe wurden gestempelt. Bei der Einreise in Lesotho gab es einen „Drive-In-Schalter“. Pässe und PCR-Tests vorgezeigt, Road Tax von 30,- Rand bezahlt, der Stempel für 30 Tage knallte in den Pass, alle Unterlagen zurückbekommen, erster Gang und „hallo“ Lesotho - wir kommen. Nachdem die Grenze bei der Hauptstadt Maseru lag, ging es gleich durch das Stadtgetümmel der über 300.00 Einwohner City. Wir verzichteten auf eine inländische SIM-Karte und auf einen Geldautomaten. Lesotho hat zwar eine eigene Währung „Maloti“ (leicht mit dem einheimischen Bier „Maluti“ zu verwechseln) ist aber an den Südafrikanischen Rand angelehnt und man kann auch überall mit Rand bezahlen.

Das Königreich Lesotho ist ein kleines Land (so groß wie Belgien) umgeben von Südafrika, zum Beispiel so wie San Marino, also ein Binnenland. Das Land mit etwa 2,5 Mio. Einwohnern zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, gemessen am pro Kopf Einkommen. Es wird auch oft als „Das Königreich im Himmel“ genannt,  auf Grund der besonderen Höhenlage. Es ist nämlich sehr bergig, nur selten kann man mal einen Kilometer geradeaus fahren. Die HIV Rate ist hier enorm (fast 25% des Landes), sodass, laut Reiseführer, es kaum Einheimische zwischen 35 und 45 Jahren gibt.

 

Die Hauptstraßen sind in einem sehr guten asphaltierten Zustand, dennoch benötigt man für 100 Kilometer gerne mal drei Stunden, vor allem wenn noch Fotostopps dazu kommen. Es geht nämlich überwiegend  bergauf oder bergab und das sehr steil. Alle Nebenstraßen sind schlechte Erdpisten und man schafft in den besagten drei Stunden meist nur 50 Kilometer. Vor allem im Sommer, da es während der Regenzeit häufig zu tiefen Auswaschungen und schlammigen Pisten kommen kann. Zeitweise sind dann auch manche Strecken unpassierbar. Im Winter kann ist es hier sehr dürr und empfindlich kalt werden und selbstverständlich schneit es hier regelmäßig. Sogar im Sommer muss man ab 3000 Metern Höhe mit Schnee rechnen.

Touristen sahen wir so gut wie keine. Höchstens Südafrikaner, die auf Heimaturlaub waren. Der klassische, südafrikanische Campingtourist war nicht zu finden, obwohl gerade Ferienzeit ist. Uns wundert es auch nicht. Es gibt keine Campingplätze, wenig bis keine Infrastruktur, ein Supermarkt ist nicht zu finden, der Einkauft muss in den Märkten erfolgen. Das sind wahrscheinlich die Ausschlusskriterien. Bei uns weckt es wieder die Abenteuerlust, das Reisen ins Ungewisse, man wird wieder mehr gefordert, auch fahrerisch. Man muss wieder stärker in das Land eintauchen. Das macht uns Spaß und ist für uns was das Reisen auch ausmacht. Das Königreich Lesotho hat uns wahnsinnig gut gefallen und es war endlich wieder grün.

20 Kilometer östlich von Maseru in Thaba Bosiu gab es gleich die erste und bedeutendste Sehenswürdigkeit in der Gesichte Lesothos. Man kann fast sagen, die Gründung erfolgte an diesem Ort. Der Gründervater der Nation der Basotho, Moshoeshoe der I., hatte um 1820 sein Hauptquartier nach Thaba Bosiu verlegt, um sein Volk auf dem naheliegenden Plateau besser von den Gefahren der Lifaqane zu beschützen. Das Plateau kann nur durch steile Pfade erreicht werden und bot ausreichend Platz für Viehzucht und es gab auch Trinkwasser. Dies und vieles mehr ließen wir uns von einem Guide über die Geschichte vor Ort erklären.

 

Noch am selben Tag machten wir uns auf den Weg zum Maletsunyane-Wasserfall. Mit einer Höhe von 192 Metern ist er nach den Tugela Falls der zweithöchste Wasserfall und der höchste ununterbrochene Wasserfall im südlichen Afrika. Unterwegs winkten uns immer wieder Kinder am Straßenrand. Erkannten sie uns als Touristen, begann jedes Mal dasselbe Spiel. „Sweets, some Sweets“ Rufe hallten verzweifelt durch die Täler.

Im Ort Semonkong bei der gleichnamigen Lodge nur ein paar Kilometer vom Wasserfall entfernt, blieben wir über Nacht. Auf dem Parkplatz oder besser gesagt einer matschigen Campingwiese. Hier verbrachten wir auch Silvester. Gefeiert wurde nicht, für Böller gibt es kein Geld, also entschieden wir uns wie immer früh zu Bett zu gehen. Wir haben den Rutsch ins Neue Jahr verschlafen.

Über viele Pässe erreichten wir die Stadt Thaba-Tseka und den Katse Damm. Bis 2009 war es die höchste Talsperre Afrikas. Der Damm lässt sich auch von Innen mit geführten Touren besichtigen, leider nicht zu der Zeit als wir vor Ort waren. Wahrscheinlich muss man sich vorab anmelden. Die Sicherheitsleute an der Schranke waren sehr überrascht als sie uns sahen. Zeigten uns aber dennoch die Aussichtsplattform und wir konnten über den Damm mit den Landy auf die andere Uferseite fahren.

Micha entdeckte in unserem Reiseführer noch den Ts'ehlanyane Nationalpark in den Maloti-Bergen. Von hier können Tageswanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade durch Chi-Chi- und Bambuswälder zu Wasserfällen und Wasserpool unternommen werden. Mehrtageswanderungen sind nicht möglich, dafür gibt es keine Infrastruktur und vielleicht auch keine Nachfrage. Im Nationalpark gibt es die Lodge Maliba mit Restaurant und kleinen Chalets am Fluss und am Berg. Eine Wanderung zu den Blackpools machten wir erst am nächsten Tag. Übernachten konnten wir kostenlos auf einer grünen Wiese unterhalb der Lodge.

Lesotho hat auch auf etwa 3000 Metern das einzige Skigebiet Afrikas. Wobei das Wort „Skigebiet“ etwas übertrieben ist. Es handelt sich um einen Schlepplift parallel zu einer nur 1,2 Kilometer langen Skipiste. Auf ihr ist in den Monaten Juni bis September Skifahren möglich, auch dank Schneekanonen. Es wirkt dort alles etwas künstlich, sogar die kleinen Gästehäuser wurden in einem alpinen Stil errichtet. Es gibt Restaurants, Apre-ski-Bars etc. Aber nur 500 Meter weiter leben die Einheimischen in ihren kleinen Rundhütten ohne Strom. Leider gibt es sowas auf der Welt nur allzu oft.

Nach dem Skigebiet erreichen wir auf einer Höhe von 2873 Metern das kleine Grenzhäuschen des Königreichs, daneben das höchste Pub Südafrikas (das „höchste Restaurant Afrikas“ war schon von dem in Afriski belegt). Es hat eine schöne Terrasse mit einer grandiosen Aussicht. Wir blieben zum Mittagessen und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages bevor am Nachmittag die obligatorischen Regenwolken anrückten. Nach dem Essen nahmen wir den Sani Pass in Angriff. Er liegt in den Drakensbergen zwischen Lesotho und Südafrika. Am Grenzhäuschen wurde der Pass gestempelt, das war´s - mehr nicht. Fünf Minuten später saßen wir wieder im Auto und schon 50 Meter nach der Schranke kam die Untersetzung zum Einsatz.

Auf der südafrikanischen Seite windet sich die Buckelpiste durch zahlreiche Serpentinen den schroffen Abhang der Drakensberge hinunter. Nach nur 6,5 Kilometern hatten wir uns 1330 Höhenmeter nach unten geschlängelt und somit die drittsteilste Passstraße der Welt befahren. (Afrika schießt immer mit Superlativen um sich: Der höchste, steilste, breiteste, schönste, tiefste, größte … der Welt). Wir genießen diese Angaben immer mit Vorsicht. Ich kann mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das die drittsteilste Passstraße der Welt sein soll. Nach weiteren 3,5 Kilometern und insgesamt einer Stunde Fahrzeit erreichten wir die Grenze zu Südafrika. Auch hier gibt es den Corona Schnelltest an der Grenze. Fünf Einheimische die vor uns an der Reihe waren, sahen vor dem Test noch sehr gesund aus. Nachdem sie aber das für sie negative, positive Ergebnis erhielten, änderte sich ihre Gesichtsmimik schlagartig. Alleine die Diagnose scheint schon krank zu machen.



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