Auf dem unten aufgeführten Inhaltsverzeichnis findest Du diverse Beitäge, Erfahrungen, Anregungen:
1. Die Empfänglichkeit für Korruption
2. Die 10 Gebote für Overlander
1. Die Empfänglichkeit für Korruption
29.10.2023 von Meiky und Micha
Ich überlegte lange, wie ich dieses Thema: „Korruption“, benennen könnte und noch länger überlegte ich, ob ich überhaupt darüber etwas schreiben sollte, da es sich ausschließlich um unsere subjektive Meinung handelt!
Hintergrund, warum wir uns mit diesem Thema befassen, sind unsere über 170.000 gefahrenen Kilometer (auf Langzeitreisen) durch diverse Länder, über vier Kontinente hinweg, mit wahrscheinlich an die 100 Grenzübertritte (nicht Schengen oder EU). Darum gehe ich davon aus, dass wir bezüglich des Themas einiges an Erfahrung mitbringen. Wir haben allerdings nicht die Afrikanische Westküste bereist. Reisende, die diese Route wählten, haben selbstverständlich vermutlich ganz andere Erfahrungen gemacht.
September 2012: Der Container öffnet sich im Hafen von Buenos Aires. Bereits zwei Tage später, nach wenigen gefahrenen Kilometern unserer ersten Langzeitreise, standen wir auch schon bei der ersten Polizeikontrolle. Wir fuhren angeblich ohne Licht, so der Vorwurf. Schnell zahlten wir einen Betrag von etwa 50,-- USD und waren froh, wieder weiterfahren zu dürfen. Die Freude währte nicht lange. Wir ärgerten uns maßlos, so viel Geld bezahlt zu haben, und dachten uns, wenn das so weiter geht, wird das ein teurer Spaß. Aber ab diesem Moment sagten wir uns auch, dass wir nie wieder ungerechtfertigte Gebühren, Schmiergelder oder sonst was bezahlen werden und auch keine kleinen Aufmerksamkeiten oder Souvenirs vergeben würden. Nein, noch nicht mal ein Kaugummipapier. Wir haben unser Lehrgeld in Südamerika bezahlt! Wahrscheinlich muss man diese Erfahrung machen und wahrscheinlich kommt jeder Langzeitreisende mal in diese Situation. Wir zahlen nur, wenn wir wirklich etwas falsch gemacht haben. Diese Devise zogen wir bis zum heutigen Tage durch und werden dieses Konzept auch in der Zukunft weiterführen. In Südamerika sind wir natürlich weiteren korrupten Polizisten begegnet, die sogar ein „Radar im Auge“ hatten und wir blieben jedes Mal standhaft, egal was der Grund war - und es gibt bekanntlich viele Gründe. Der Phantasie von Polizisten sind keine Grenzen gesetzt. Sie arbeiten mittlerweile mit immer besser werdenden Tricks und sogar Photoshop.
Hier ein kurzer Auszug aus der polizeilichen Phantasie:
Man hört die wildesten Geschichten: Etwa, dass Reisende bei einem Grenzübertritt vorsichtshalber und unaufgefordert Geldscheine in den Pass legen, da sie denken so keine Probleme zu bekommen oder eine Fahrzeug-Covid-Desinfektions-Gebühr entrichten. In Ostafrika wird häufig darüber berichtet, dass die Zahlung eines Strafzettels einem Freifahrtschein für den Rest des Tages gleichkommt. Das halte ich für ein Gerücht. Zahlt man, funkt doch bestimmt der Polizist zum nächsten Kollegen durch und teilt ihm mit: „Achtung es kommt ein zahlungsbereiter Tourist“.
Wir stellen alle Gebühren und jedes Bußgeld grundsätzlich erstmal in Frage. Klar kommt es dann auch mal zu Missverständnissen und der Polizist denkt sich: „Warum wollen die Deppen denn nicht zahlen“? Beispielsweise diskutierte ich in Georgien 20 Minuten über ein Bußgeld, bis ich es endlich kapiert hatte, was das Problem war. Ich war an einer Stelle, einige Hundert Meter weiter, über eine durchgezogene Linie gefahren, um einen somit unerlaubten U-Turn zu machen. Somit war klar: Ich hatte etwas falsch gemacht und den Strafzettel somit gerechtfertigt erhalten, den ich darum sogleich bei der Bank beglichen habe.
In vielen Ländern, wie Georgien, Armenien, Russland, etc. muss man Strafzettel bei der Bank bezahlen. Das ist sinnvoll und sollte überall eingeführt werden, da es der Korruption vorbeugt. Haben wir etwas falsch gemacht und ein tatsächlich gerechtfertigtes Bußgeld erhalten, zahlen wir den vollen Betrag mit Rechnung, Stempeln und Belegen, am besten in dreifacher Ausführung. Alles in der Hoffnung, dass diese Belege auch offiziell sind. Genau weiß man das leider nicht immer.
Oftmals hört man, dass es auch möglich ist, nur die Hälfte des Bußgeldes (gerechtfertigt oder nicht) zu bezahlen. Dann aber ohne Rechnung. Man kann sich also denken wohin in so einem Fall der Geldbetrag dann wandert. Genau: zu 100% in die Tasche des Polizisten. „Super“, so könnte man sich denken, „was gespart“. Aber mal ehrlich, das ist doch Scheiße. Die gesparten €10,- bis €30,- fallen eigentlich bei einer Langzeitreise nicht sonderlich ins Gewicht. Durch dieses Verhalten gibt man dem Wachmann jedoch recht und bestärkt ihn darin, dass diese Praktiken richtig seien und die gängige Praxis. Nur weil die Einheimischen das zum Teil ebenfalls machen, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist, und ist erst recht kein Freifahrtsschein! Was ich aber noch viel schlimmer finde ist der Fakt, dass man somit im Grunde nicht besser als der Polizist handelt. Die Korruption wird gefördert und man macht sich selbst zum Verbündeten. Das ist eigentlich ein Straftatbestand (Ok, ihr seht, ich bin ziemlich deutsch). Manche Reisenden machen das leider regelmäßig, wie man immer wieder mitkriegt. Teils freuen sie sich darüber quasi ein Schnäppchen gemacht zu haben. Ich finde das ziemlich engstirnig! Bei erfundenen Gebühren oder Bußgeldern wird der Polizist beim Nächsten versuchen, höhere Preise anzusetzen. Der Overlander, der danach kommt, wird es noch schwerer haben.
Ich schließe nicht aus, dass auch wir in der Vergangenheit bereits einmal eine erfundene Gebühr entrichtet haben. Aber auch nur, weil man nicht immer den Überblick hat, nicht hundertprozentig weiß welche Gebühren, etwa an Grenzen, auf einen zukommen und zusätzlich die gefälschten Rechnungsblöcke und Stempel immer besser werden. Bemerkt oder gar vorsätzlich entrichtet, haben wir allerdings nichts.
Klar könnte man jetzt sagen, man gibt das Geld lieber einem Polizisten als der Regierung. In der Hoffnung, dass von diesem Geld etwas zuhause bei seinen Kindern ankommt. So läuft das aber eben nicht, und man weiß es einfach nicht. Evtl. wird sich am Abend an der Bar über die dummen Touristen ausgetauscht, die das Bier finanziert haben.
Dieser Beitrag soll auch nicht anklagen, sondern vorrangig auf die Problematik aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Auch wir haben in der Hinsicht bestimmt nicht immer alles richtig gemacht, denn natürlich wird es ab gewissen Summen immer schwieriger den richtigen Pfad zu finden. Ist die vermeintlich richtige Alternative mit zu hohen Opfern verbunden, wird es schwierig. Uns ist in Kirgistan etwa folgendes passiert. Wir fuhren leider zu schnell und wurden gerechtfertigterweise aufgehalten. Die Polizisten boten und die Möglichkeit den offiziellen Preis mit Rechnung zu bezahlen oder eine erheblich geringere Summe in bar ohne Rechnung. Der offizielle Weg in Kirgistan (war zumindest zum damaligen Zeitpunkt) folgender: Man muss den Führerschein auf der Stelle beim Polizisten abgeben; danach bei der Bank das Bußgeld einbezahlen und dann erhält man den Führerschein auf dem Postweg an die Heimatadresse zurück. Nun, das ist bei einer Langzeitreise eben unmöglich – abgesehen davon, dass ich sehr bezweifle, dass ein Brief aus Kirgistan überhaupt in Deutschland ankommen würde – vom zeitlichen Faktor mal abgesehen. Ja shit, also zahlten wir gezwungenermaßen vor Ort den geringeren Preis in bar, um den Führerschein behalten zu können. Wie sollten wir ohne Führerschein die Reise sonst fortsetzen?
In Ordnung finden wir auch, Polizisten die Strafzettel einfach abzuschwatzen: Steht dazu, dass ihr was falsch gemacht habt (wenn es denn tatsächlich so war), appelliert an den guten Menschen im Polizisten und bittet ihn ein Auge zu zudrücken. Lustig vorgetragen, funktioniert diese Methode sogar meist recht gut. In anderen Augen ist das vielleicht aber auch nicht richtig. Wer weiß!?
Tipps und Tricks allgemein bei Kontrollen
Die weitere Kommunikation ist abhängig von der Situation und Stimmung und vom wachhabenden Offizier:
Oftmals spiele ich mit dem Gedanken einfach zu zahlen, als sich stundenlang rumzuärgern. Man stellt sich die Frage, warum man sich den ganzen Scheiß antut. Aber es geht ums Prinzip. Wir haben uns bewusst gegen Pauschalurlaube entschieden und auf Langzeitreise glänzt eben nicht immer alles!
Wir müssen auch fairerweise sagen, dass wir noch nie an einen richtig aggressiven Wachmann geraten sind, der keine Diskussionen zugelassen hätte oder gar bösartig gewesen wäre. Dann ist es nochmal schwieriger zu entscheiden, wie man richtig handeln sollte oder was nun die richtige Herangehensweise ist. In Russland war es für uns aber einmal auch brenzliger, und wir mussten nach einer lauten Diskussion mit dem Militär unsere Pässe abgeben und der Militäreskorte 50 Kilometer bis zur nächsten Polizeistation folgen. Wie es dazu gekommen war, lest ihr bei unserer Verhaftung in Russland.
Jeder geht anders mit diesem Thema um und verhält sich so, wie er es für richtig hält. Natürlich kann es jeder handhaben wie er möchte. Wichtig ist aber zu bedenken, dass es für den nächsten Overlander hinter dir, von deinen Taten abhängt, ob er es schwieriger oder leichter haben wird…
2. Die 10 Gebote für Overlander
25.09.2023 von Meiky
In einigen unserer Blogposts haben wir bereits über gewisse Guidelines für Overlander berichtet. Nun habe ich mich dazu entschieden, diese einmal aufzuschreiben, da ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wie viele Regeln genau wir für uns aufgestellt haben. Anmerkung: Sie beziehen sich nur auf das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug außerhalb des europäischen Kontinents.
Übrigens handelt es sich hier weder um Regeln noch um Gebote, und in manchen Regionen auf der Welt macht der ein oder andere Ratschlag dazu gar keinen Sinn, aber ich denke, es sind gute Richtlinien. Wir halten uns ziemlich genau daran, vielleicht sind wir auch etwas zu kleinlich. Jedoch hatten wir damit in den letzten Jahren, die wir auf vier Kontinenten verbracht haben und in denen wir über 170.000 Kilometer gefahren sind, keine Probleme. Vielleicht war es nur Glück, und natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen, Notfälle, etc. sodass man alle Gebote/Regeln über Bord wirft.
3. Benzin vs Gas
22.03.2022 von Meiky
Wie und mit was kocht ihr eigentlich? Diese Frage wird uns häufiger gestellt und sorgt in den einschlägigen Reiseforen immer wieder für Diskussionen. Wir entschieden uns für das Kochen mit Benzin, mit dem zweiflammigen Benzin Kocher Coleman Unleaded 424 und diese Methode für uns nach wie vor die beste Wahl. Jeder muss für sich selbst entschieden was das richtige ist und mit was man am besten zurechtkommt. Die Größe des Fahrzeuges ist ebenfalls nicht ganz unerheblich. Aber vielleicht weiß der Leser nach dem Bericht, ob er lieber die Gasstation aufsuchen möchte oder mal schnell zur Tanke fährt.
Unser Coleman Herd funktioniert mit Benzin von der Tankstelle. Unterschiede zwischen Super, SuperPlus oder Normalbenzin konnten wir nicht feststellen. Der Coleman ist bei uns im täglichen Einsatz und man kann alles kochen, was am heimischen Herd auch möglich ist. Das klingt sehr praktisch, hat aber auch gewisse Nachteile.
1. Mit dem Coleman zu kochen ist aufwendiger: Gashahn auf, Feuerzeug an und schon kann es losgehen, so einfach ist das mit dem Coleman leider nicht. Der kleine Tank muss durch einen kleinen Trichter mit Benzin gefüllt werden. Durch Pumpen muss immer genügend Druck im Benzintank erzeugt werden. Es dauert etwas bis die Flamme einheitlich blau brennt.
2. Der Coleman stinkt immer nach Benzin: Ja, das stimmt, er dünstet immer etwas Benzin aus. Die Aufbewahrung des Coleman muss daher entweder in einer Außenbox am Auto erfolgen oder in einem gut dichtenden Schrank im Innenraum. Wir haben für unseren Colemam ein extra dichtes Staufach im Innenraum geschaffen und es stinkt dann nicht nach Benzin, obwohl mein Kopf beim Schlafen nur 30 Zentimeter entfernt ist.
3. Benzin verbrennt nicht so sauber wie Gas: Im Benzin von der Tankstelle sind zur Schmierung für den PKW diverse Zusätze enthalten. Beim Coleman sorgen diese leider nicht zu einer 100% sauberen Verbrennung. Wenn dann der Druck im Tank zu gering ist, wird die Flamme gelb und rußt, so dass die Töpfe unten schwarz werden und man mehr zum Abspülen hat.
4. Reinigung, Wartung, Ersatzteile: Dass der Coleman auch mal sauber gemacht werden muss ist klar, das sollte man ja auch beim Gasherd tun. Nur damit ist es nicht getan. Der Generator ist etwas anfällig und bedarf mehr Pflege. Wir haben immer einen Zweiten dabei und dieser wird im Wechsel alle drei Monate getauscht und gereinigt. Die Pumpe muss man auch immer wieder etwas ölen, dies erfolgt im selben Turnus mit Motoröl. Die kleine Gummimembran in der Pumpe kann sonst einreißen und dann kann kein Druck mehr erzeugt werden. Eine zweite Pumpe und ein Generator sollten darum mindestens als Ersatzteil mitgeführt werden. TIPP -> Wir geben zum Benzin immer noch etwas Injektionsreiniger dazu. Die Flamme verbrennt etwas besser und der Generator verschmutz nicht ganz so schnell.
5. Weniger effektiv und schwieriger dosierbar: Ich habe das Gefühl, dass die Leistung von Gas besser ist als die von Benzin. Der Coleman hat eine Hauptkochstelle die sich regulieren lässt. Die zweite Kochstelle, die etwa nur die halbe Leistung hat, lässt sich nicht regulieren. Verändert man die Einstellung bei der Hauptflamme verhält sich die zweite Flamme analog dazu. So muss man beim Kochen manchmal die Töpfe zwischen den beiden Flammen wechseln.
6. Transport von Benzinkanister: Wir haben einen drei Liter Benzinkanister für den Coleman hinter dem Fahrersitz, der sich bei Fahrten in die Höhe oder bei starker Hitze gerne mal ausdehnt. Den Transport von Gasflaschen halte ich für ungefährlicher. In allen neuen Wohnmobilen ist vom TÜV ein Gasmelder, ähnlich wie ein Rauchmelder, Pflicht.
7 Erhöhte Brandgefahr: Geht die Flamme mal aus, was mit einem leisen Knall von statten geht und bemerkt man das nicht rechtzeitig, tritt aus dem Generator dennoch unverbranntes Benzin weiterhin aus. Versucht man dann nach etwa 3 bis 8 Minuten die Flamme wieder zu entzünden, brennen nicht wie gewohnt die Benzingase, sondern das flüssige Benzin, das sich im Coleman verteilt hat. Zur Sicherheit sollte man deshalb immer daneben stehen und kann den Eintopf leider nicht mal ein paar Stunden unbeobachtet vor sich hin köcheln lassen.
Es braucht einige Zeit und Erfahrung, bis man mit dem Coleman anständig umgehen kann. Wenn man darauf achtet, dass die Flammen blau brennen und er regelmäßig gewartet wird, kann man ihn problemlos auch im Innenraum, fast geruchlos, verwenden. Unseren drei Liter Kanister müssen wir etwa alle drei Wochen an der Tankstelle neu befüllen.
Das Kochen mit Benzin anstatt mit Gas hat deutlich mehr Nachteile, aber für uns einen ganz wichtigen und entscheidenden Vorteil. Benzin bekommt man weltweit ganz einfach an jeder Tankstelle. Man muss nichts großartig erklären (Sprachbarriere). Auf Reisen gibt es immer genügend nervige Sachen, die es zu organisieren gilt. Eine Sache, die Suche nach Gas, Adapteranschlüssen, Austausch der Flaschen oder das neu befüllen fällt für uns weg. Ein weiterer Vorteil ist, dass man auch bei Minusgraden uneingeschränkt kochen kann.
Alleine in Europa gibt es vier verschiedene Gasanschlüsse. Ich will nicht wissen, wie viele es weltweit gibt. Es gibt immer irgendwie eine Möglichkeit die Gasfalschen neu zu befüllen und es gibt genügend Overlander, die seit Jahren ihr Wasser mit Gas zum Kochen bringen. Bei LKW´s die die Möglichkeit haben zweimal 11 Liter Gasflaschen mitzunehmen oder unter dem Fahrzeug einen großvolumigen Gastank haben, stellt sich die Frage nicht, da sie somit über genügend Reserven verfügen und sich in großen Städten die Tanks neu befüllen lassen.
Für die Reisenden die sich zum Beispiel nur im südlichen Afrika aufhalten, macht das Kochen mit Gas mehr Sinn, da es nur einen Anschluss gibt, also kauft man sich vor Ort eine Gasflasche, die sich zum Teil sogar bei Campingplätzen gegen Volle austauschen lassen. Man kann auch mit 0,5 Liter Camping Gaskartuschen kochen, die weltweit zu erwerben sind, geht aber schnell ins Geld
Sollten wir eines Tages mal einen LKW besitzen, werden wir nicht mit Benzin oder Gas kochen sondern mit Induktion, der Coleman kommt aber trotzdem mit!
Und ja, ich weiß, unser Coleman sollte mal wieder dringend gereinigt werden!
4. Navigation
Von Meiky am 17.09.2021
Diesen Satz bekam ich oft von meinem Vater zu hören und so verhält es sich auch bei uns. Ist man auf (Langzeit)Reise unterwegs und plant Routen oder Offroadtouren, muss man sich ein wenig mit dem Thema Navigation befassen.
Unsere Kosten für unsere digitale Navigation belaufen sich auf € 82,- . Wir besitzen ein Garmin Nüvi 2599 LMT-D für € 70,-- inklusive Halterung und eine SD-Karte für Afrika für € 12,- , bei einem online Auktionshaus gekauft. Das war’s, mehr nicht. Einmal das Garmin für ein Update an den Computer angeschlossen, personalisiert, SD-Karte für Afrika rein und in den Einstellungen „My Maps“ bei Afrika einen Hacken gesetzt, fertig. Warum wir uns für die einfache Navigation entschieden haben ist ganz einfach. Beim Nüvi gibt es nämlich ein Land Rover Defender Icon!!! Nein, Spaß beiseite, es ist zwar ein witziges Gimmick, war aber nicht der entscheidende Grund.
Um ehrlich zu sein haben wir uns mit GPS- und Navigationsgeräten, Karten und Tourenplanung nie großartig auseinander gesetzt. Das Thema war/ist uns sogar lästig: Welches GPS man benötigt, wie man Touren mit irgendwelchen Programmen auf dem Notebook erstellt, bearbeitet und dann mit dem Navigationssystem konfigurier, um dann die getrackte Route wieder auf den Computer rüber zu ziehen, etc. Aus der Art und Weise wie wir darüber schreiben, können wahrscheinlich Profis herauslesen, dass wir keine Ahnung davon haben und so ist es auch. Aber dennoch ein schönes Thema um darüber zu schreiben.
Schon auf unseren vergangenen Reisen durch Südamerika und Zentralasien hat sich unsere Art der Navigation bewährt und war für unsere Bedürfnisse vollkommen ausreichend. Ein ganz einfaches Straßennavi, bei dem man schnell Koordinaten eingeben und abspeichern kann. Eine Höhenanzeige wegen der Höhenakklimatisierung ist uns ebenfalls wichtig. Ok gut, die Höhenanzeige macht in Afrika wenig Sinn, ist aber trotzdem interessant. Bis jetzt sind wir überall angekommen, wo wir hin wollten. Natürlich mit kleinen Ausnahmen. Aber dabei waren nicht immer das Navi oder unsere Navigationskünste schuld. Ein Beispiel: Eine Felsspalte ist zu eng und wir passten nicht durch. Oder: Ein Bauer sagte uns: „Wenn Du ein Pferd und drei Tage Zeit hast, ist der Weg zu passieren. Aber mit dem Auto geht es schon länger nicht mehr“. Was zudem häufig vorkommt ist, dass manche Straßen saisonal einfach unpassierbar sind.
Unser tolles Nüvi hat eigentlich alle Straßen, Pisten, Wege etc. drauf und seien sie noch so klein. Es gibt Orte (z.B. im Oman die Kalksandpilze), da gibt es keine Wege oder Fahrspuren. Dort geben wir unsere gewünschten Koordinaten einfach ein und versuchen dann der geraden Linie, die das Nüvi vorgibt, so gut wie möglich zu folgen. Das gelang uns bis jetzt auch immer sehr gut. Für den Fall dass man sich verfährt und wirklich gar nichts mehr voran geht, kann man beim Zurückfahren einer Linie folgen, die unser Defender Icon auf dem Display hinterlassen hat. Die Fahrwege können sich auch gerne jährlich ändern oder sie teilen sich mehrfach auf und laufen nochmal einige hundert Meter parallel zur Route die hinterlegt ist. Dann fährt man eben dort, wo die Piste am angenehmsten ist. Häufig kann man in Wüstengebieten auch einige Kilometer neben der ausgewaschenen Wellblech Piste deutlich schneller fahren.
Selbstverständlich planen wir unsere Routen und Offroad Strecken im Voraus und fahren nicht immer ins Blaue hinein! Wie viele vermutlich bereits mitbekommen haben, sind wir „manchmal“ etwas Old School unterwegs. Wir benötigen nämlich eine große Landkarte zur Übersicht. Wir nutzen dabei die Karten von „Reise Know How“, die immer sehr gut sind. Aber die Karten von Tracks 4 Afrika sind hier fast besser. Abends im Bett lese ich Reiseführer und schaue mir auf dem Handy bei Maps.Me die möglichen Wege an, setze Lesezeichen bei markanten Wegpunkten, Kreuzungen und wichtigen Abzweigungen. Diese Lesezeichen/Koordinaten gebe ich dann morgens manuell, wenn sich Micha noch einmal im Bett umdreht, ins Navi ein und speichere sie nummerisch ab. Das dauert maximal fünf bis zehn Minuten. Also geht es dann von „Punkt1“ zu „Punkt2“ und so weiter.
Unser Nüvi hat natürlich auch ein paar Nachteile und es funktioniert nicht alles perfekt. Wir sagen gerne spaßeshalber, wer die Welt gerne mal auf Abwegen kennenlernen möchte, sollte sich ein Garmin kaufen und ein Update machen. Bei größeren Distanzen sollte man kontrollieren, ob auch die Strecke hinterlegt ist, die man tatsächlich fahren möchte. Ansonsten müsste man Zwischenziele hinterlegen. Oft ist die „schnellste Strecke“ auch gar nicht die tatsächlich schnellste. Das Navi macht nämlich oft keinen Unterschied zwischen Pass- und Landstraßen. Beides ist einfach außerhalb geschlossener Ortschaften und darum kalkuliert es eine gleich hohe Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese ist auf Passstraßen nicht mal ansatzweise zu erreichen, vor allem nicht auf Schotter. Leider erkennt das Navi zudem bei Städten teilweise die möglichen Umgehungsstraßen nicht und führt einen fast immer mitten in und durch das städtische Verkehrschaos. In kleinen Ortschaften errechnet das Gerät immer die kürzeste Distanz, sodass man beim Befahren der Route das Gefühl bekommt, bei den Einwohnern durch den Garten oder Hof zu fahren.
Für die Routenplanung von Maun nach Kasane in Botswana habe ich mir anfangs etwas schwer getan. Sowohl bei Maps.Me, als auch beim Garmin muss man sehr weit hineinzoomen, um die kleinen Fahrwege erkennen zu können. Es funktioniert, ist aber etwas mühsam und zeitaufwändig. Und da sind wir, glaube ich, an einem Punkt angekommen, wo andere GPS-Geräte und Programme deutlich besser sind.
Eigentlich könnte man auch ausschließlich mit der App „Maps.Me“ navigieren. Im besten Fall zusätzlich auf einem Tablet. Die App und seine Karten kann man kostenfrei herunterladen und dann offline verwenden. So muss man für die Navigation keinen Cent ausgeben, da wir ja alle ein Smartphone besitzen. Die Strecken und Wanderwege sind wirklich phänomenal genau. Wir nutzen Maps.Me als Navigationsgerät nur in sehr seltensten Fällen, wenn wir für kurze Distanzen nicht die Koordinaten aufs Nüvi übertragen möchten. Nur mit Maps.Me zu navigieren wäre für uns keine Option. Wahrscheinlich haben wir uns schon zu sehr an unseren digitalen Defender im Display gewöhnt…
5. vanlife the reality
22.05.2021 von Meiky
In den letzten Jahren hat die Verschlagwortung mit dem Hashtag „Vanlife“ um ein Vielfaches zugenommen. Fiel Euch dabei schon mal auf, dass Euch die Suche nach #Vanlife in Social Media, wahnsinnige viele Bilder von glücklichen, attraktiven Menschen angezeigt? Posierend in vintage- eingerichteten Vans, vor wunderschönen Panoramen und in der Einsamkeit campend? Vanlifers stehen natürlich nie auf einem Campingplatz, sondern immer irgendwo in der Wildnis. Bei den Innenaufnahmen ist immer alles sauber und aufgeräumt, die Wände mit Naturholz verziert. Es sind offene Bücherregale, tibetanische Gebetsflaggen und selbstgezüchteter Koriander in bunten Blumenvasen zu sehen. Die appetitlichen Fotos von Mahlzeiten und frischgegrilltem (natürlich vegan) sowie das selbstgebackene, glutenfreie Brot am Morgen, dürfen nicht fehlen.
Ja, ich weiß, auch wir vermerken unsere Fotos unserer Top Übernachtungsspots zum Teil gerne mit #Vanlife. Warum auch nicht, gibt doch auch einen Markt für reisefreudige Follower. Viele von den Suchergebnissen vermitteln aber ein falsches Bild vom Leben auf der Straße, in naturbelassener Umgebung. Wahrscheinlich haben wir auch schon, das ein oder andere Mal, mit unseren Fotos ein falsches Bild vermittelt. Die Realität sieht nämlich ganz anders aus. Nur der Landy muss tatsächlich vor jeder Abfahrt aufgeräumt sein, weil sonst das ganze Zeug nach der ersten Bodenwelle in der Karre umherfliegt.Im #vanlife posieren perfekt zurechtgemachte Mädels mit schicken und vor allem sauberen Kleidchen. Also, wer draußen in der beschriebenen Wildnis lebt, kann dauerhaft keine saubere Kleidung haben. Es macht auch wenig Sinn, eine saubere Jeans oder Pulli aus dem Schrank zu holen, da alles sofort wieder dreckig wird: Einmal beim Kochen nicht aufgepasst, am dreckigen Auto angelehnt, schon hat man mindestens einen Fleck. Häufig sieht man sogar aus wie Sau. Man muss dann mit der beflecken Kleidung leben, da Pullis und Jeans im Durchschnitt erst nach 4 bis 6 Wochen gewaschen werden.
Viele denken, wir machen 24/7 Urlaub und sitzen jeden Tag mit einem „Schirmchendrink“ am Strand. Aber so ist es definitiv nicht. Wie fühlt sich das Leben an, wenn man mehrere Monate zu zweit in einer Kiste auf 4qm zusammen lebt und das nicht nur im Sommer bei schönem Wetter?
Unser Landy ist schon etwas in die Jahre gekommen, er ist laut, ab 90 km/h endet auch die Kommunikation. Es ist anstrengend 300 Kilometer am Stück zu fahren, selbst auf gut ausgebauten Straßen. Unsere Sitze sind zwar bequem, aber wenn ich während der Fahrt auf mich hinab schaue, muss ich feststellen, dass die Beinfreiheit in der Economy Class größer ist. Die Straßen sind manchmal nicht mehr als Straßen zu erkennen und es ist häufig besser in den ausgefahrenen Spurrillen neben der Strecke zu fahren.
Ach ja, es gibt ja auch noch die zermürbende Bürokratie, Planung, Verschiffung, Versicherungen, Einreisebestimmungen, Visa, Besuche beim Konsulat, nervige Grenzübertitte, etc. All das nagt an Kräften und Ressourcen und ist wirklich anstrengend. Und zu guter Letzt werden jetzt noch PCR-Tests notwendig sein, die bei Grenzübertritten nicht älter als 72 Stunden sein dürfen. All das hat mit dem suggerierten Hippie Lifestyle durch Vanlife Influencer nur wenig zu tun.
An manchen Orten soll auch das Wetter mal nicht so schön sein, sogar Regen soll es geben. Wohin dann nur mit den matschigen Schuhen und der nassen Regenjacke? Auch kann es passieren, dass an der Ecke oben rechts unter dem Dach, das Wasser durchsickert. Reagiert man nicht rechtzeitig, saugt sich die Matratze voll und man schläft im Nassen. Zudem hat unser Bett nur eine Breite von 130cm und eine Länge von 185cm. Jaaa – ich kann da nicht ausgestreckt drin schlafen...
Wegen der Fahrzeuggröße spielt sich das Leben mehr im Freien ab. Auch bei Regen wird draußen gekocht. Dafür muss aber erstmal die Regenpersenning gespannt werden. Regen ist definitiv am nervigsten, vor allem wenn er über Tage andauert und mit der Zeit auch innen alles langsam immer feuchter wird. Gegessen wird fast immer draußen, solang das Thermometer noch Plusgrade anzeigt und es nicht regnet.
Ich frage mich auch, wie es für die Vanlifers möglich ist, einmal länger an einem Ort stehen zu bleiben? Schaut man sich unterwegs auf den Parkplätzen mal um und inspiziert die Vans genauer, sucht man meist vergebens nach Solarzellen auf den Dächern. Auch der Wasservorrat besteht nur aus einem max. 20 Liter Wasserkanister. Dieser steht dann irgendwo neben dem Van: klar wohin nur mit dem scheußlichen Wasserkanister, der versaut ja das komplette Instafoto.
Hier noch ein paar Auszüge aus dem Landylife:
Natürlich finde ich es schön und die Fotos sehen echt cool aus, wenn manche kreative Millennial Hippster ihren Lieferwagen zum Lifestyle Van umrüsten. Es steckt viel Arbeit, Zeit und Mühe drin, die ich sehr schätze. Wir machen es nicht anders, mit Fotos an den Wänden, Lichterketten etc., da wir auch eine wohnliche Atmosphäre schaffen wollen. Es muss halt zweckmäßig bleiben.
Zum Schluss noch ein kleines Zitat von einem Overlander: Vanlife is Nickleback, Overlanding is Hendrix.