20.07.2021 von Meiky
Eigentlich fangen unsere Geschichten über ein für uns neues Land mit dem Grenzübertritt an. Dieses Mal aber nicht. Beginnen wir also beim Checkin am Frankfurter Flughafen. Sage und schreibe 30 Minuten dauerte er. Die notwendigen Unterlagen (und es waren einige) mussten ALLE ausgedruckt vorliegen. Unseren PCR-Test hatten wir allerdings, wie die meisten, nur online. Also musste dieser ebenfalls ausgedruckt werden und das auch nur, damit die nette Dame am Counter dann alle vor sich liegenden Dokumente wieder mit einem Tablet einscannen durfte. Ohne Worte! Vermutlich liegt es an der veralteten Datenverarbeitung, die man nach über einem Jahr C19, immer noch nicht auf den neuesten Stand gebracht hat. Dafür war die Einreise in Südafrika umso unproblematischer. Temperatur mit der Messpistole aus der Hüfte geschossen, PCR-Test vorgelegt, Stempel in den Pass und das war’s.
Die Dignity Ace, war drei Tage vor unserem eigentlichen Abholtermin, an einem Freitag um 3:00 Uhr morgens, bereits im Hafen von Port Elizabeth einlaufen und wir hatten große Hoffnung unseren Landy früher zu bekommen. Wir saßen auf heißen Kohlen und konnten es kaum erwarten, bis unser Hafenagent anrief. Leider mit Neuigkeiten, die wir nicht hören wollten: wie ursprünglich geplant konnten wir den Landy erst am Montag bekommen. Er stand somit das ganze Wochenende im Hafen. Auf uns wartete ein Wochenende, welches nur sehr langsam verging. Unsere Sorgen um unser Reisefahrzeug waren groß. Man macht sich Vorwürfe, ob man nicht zu geizig gewesen war, die Verschiffung mit dem Container durchzuführen. Warum hatte man das Fahrzeug RoRo verschifft? Daher haben wir auch einen Verschiffungsratgeber für Südafrika verfasst. Gute € 1.400,-- spart man sich, aber sollte doch etwas mit dem Fahrzeug sein, ist der Schaden dann vermutlich meist höher und man verschwendet viel Zeit, um ihn wieder zu reparieren. Getreu dem Motto: Wer billig zahlt, zahlt doppelt.
Am Montag dann ein erneuter Anruf, mit der Information, dass die Abholung wieder nicht klappt. Der Zoll hätte so viel zu tun. Wahrscheinlich muss man sich mit nur EINEM verschifften Fahrzeug ganz hinten in der Reihe anstellen, wie wir es auch schon in Bremerhaven erfahren mussten. „Kennwort Helgoland“. Am Dienstag warteten wir wieder den ganzen Tag mit dem Wissen, dass der Hafen um 18:00 Uhr schließt. Um 17:00 Uhr hatten wir alle Hoffnungen verloren. Doch dann ging es plötzlich sehr schnell. Der Hafenagent rief an, stand kurz darauf vor der Tür unseres Guesthouses und dann waren wir auch schon im Hafen. Dort angekommen war die restliche Abwicklung in 30 Minuten erledigt und weitere 15 Minuten später waren wir mit unserem Landy im African Beach B&B wieder vereint. Den ganzen darauf folgenden Tag nutzen wir, um ihn für unsere dritte Langzeitreise vorzubereiten. Wäsche waschen, Tanken und ein Großeinkauf standen ebenfalls an. So, dass wir einen Tag später aufbrechen konnten.
Es ging endlich los, das südliche Afrika zu erkunden. Unsere dritte Langzeitreise begann zwar schon im März 2021, aber in einem neuen Land fühlt es sich einfach nochmal anders und schöner an. Die erste Strecke war recht kurz. Keine 100 Kilometer zum Addo Elefant Park. Der Nationalpark wurde 1931 zum Schutz, von nur noch elf überlebenden Elefanten der Region, eingerichtet. Auch die letzten Elefanten wären ansonsten dem „Weißen Jäger“ Major P. J. Pretorius in den 1920ern zum Opfer gefallen, nachdem er in einem Jahr 130 Elefanten erlegt hatte. Seit 2006 leben wieder knapp über 400 Elefanten auf einer Fläche von 1640 km². Damit erreichte der Nationalpark das ökologisch vertretbare Maximum an Elefanten. Ein Grund warum wir uns für Afrika entschieden haben, war auch, dass wir einmal große Tiere auf unserer Langzeitreise anschauen wollten. Gleich am ersten Tag kamen wir voll auf unsere Kosten. Wir sahen viele Elefantenherden vor uns, neben uns, bei Wasserlöchern und auch einen aggressive Elefantenbullen, der auf uns zukam, so, dass wir den Rückwärtsgang einlegen mussten. Löwen, Büffel, Kudus, Strauße; Kuhantilopen, Buschböcke, Schackale, Warzenschweine, Mongoose, Grünmeeraffen, Paviane, Zebras und diverse Vögel sahen wir ebenfalls und auf dem Weg zum Nationalpark sogar drei Giraffen direkt an der Hauptstraße. Herrlich! So haben wir uns das Wild Life vorgestellt.
In den SANPARKS Nationalparks können wir uns auch solange aufhalten, wie wir wollen. Das liegt an der Wild-Card, die wir uns geholt haben. Sie ist nicht ganz günstig, aber es rechnet sich. Sie ermöglicht einem kostenlosen Eintritt in über 70 Nationalparks in ganz Südafrika und ist ein Jahr lang gültig.
Der Weg führte uns dann Richtung Westen zum Baviaanskloof, einer Alternative zur berühmten Garden Route. Die ersten holländischen Siedler benannten das Tal nach den zahlreichen Pavianen. Wir konnten sie aber nur von hinten fotografieren, da sie sehr scheu waren. Wahrscheinlich hat sich die Furcht vor dem Menschen tief in ihnen verankert. Die Siedler haben damals mit ihnen kurzen Prozess gemacht und sogar eine Pavian Lederfabrik wurde erbaut.
Laut Reiseführer ist die 200 Kilometer lange Strecke mit einem „hochbeinigen“ PKW gut an einem Tag zu schaffen. Also, wir brauchten zwei Tage und eine Passage gelang uns nur in der Untersetzung und mit gesperrtem Mitteldifferential.
Die Gartenroute wollten wir ebenfalls nicht verpassen. Sie erstreckt sich etwa 380 Kilometer entlang der Nationalstraße N2 von Mossel Bay im Westen, bis fast nach Port Elizabeth im Osten. Wir mussten also wieder ein Stück zurück, und konnten so fast die gesamte Garden Route entlang fahren. Im Sommer (hier Dezember und Januar) ist dort Hochsaison und da noch die Ferienzeit hinzukommt, möchten wir uns gar nicht ausmalen, wie überlaufen diese Region zu dieser Zeit sein muss. Alles muss vorgebucht und reserviert werden. Sowas passt gar nicht in unser Reiseschema. Aus diesem Grund finden wir es sehr angenehm, die Region im Winter zu bereisen. Man hat die Garden Route fast für sich alleine. Die Campingplätze sind günstig und verweist, so, dass wir uns hinstellen können wo wir wollen, da wir meiste die Einzigen sind. Abends kann es aber durchaus sehr frisch werden. Unsere Daunenjacken wurden wieder ausgepackt. Aber immerhin deutlich besser als 40 Grad im Sommer. Jede Jahreszeit hat seine eigenen Reize, Vor- und Nachteile. So können wir jetzt schon den angehenden Frühling und bunte Blumen genießen und haben bereits die ersten Wale entdeckt. Sie kommen zur Paarung an die südafrikanische Küste. Ähnlich verhielt es sich auch auf unserer Reise entlang der Seidenstraße, wo wir den Wakhan Korridor im Herbst und den Kyzyl-Art-Pass im Winter als Highlights entdeckten. Leider merkt man, dass in den Städten wenig Leben herrscht und ein Großteil der Restaurants geschlossen ist. Wegen der Nachsaison, aber auch wegen C19.
Entlang der Garden Route gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten: Eine der höchsten Brücken für Bungeejumping, diverse Tierauffangstationen und die größte Vogelvoliere der Welt. Die Maschenkuppel wurde über 23.000qm einheimischen Waldes errichtet und befindet sich bis zu 55 Meter über dem Boden. Micha wollte sie unbedingt anschauen und es hat sich auch sehr gelohnt. Allerdings waren für unseren Geschmack deutlich zu viele Tauben in der größten Freiflug Voliere. Camping Plätze findet man überall, einige sogar direkt am Meer. Lange Spaziergänge oder Wanderungen sind von dort aus möglich. Die 18 km² große Knysna Lagune, an der gleichnamigen Stadt, ist das Juwel der Garten Route und bekannt für gutes Fischessen und frische Austern. Diese wollte ich (Meiky) mir natürlich nicht entgehen lassen. Den Ort empfanden wir jedoch als sehr touristisch und die Austern schmeckten eher langweilig.
Lange blieben wir nicht und der Weg führte uns weiter nach Wilderness. Die letzten Kilometer nach Mossel Bay ersparten wir uns. Städte sind nicht ganz unser „Ding“ und so machten wir uns auf nach Prince Albert über den Swartbergpass.
Wir sind fast die einzigen Touristen. Europäische Touristen und andere Overlander haben wir bis jetzt nicht getroffen. Die Einheimischen sind sehr froh uns zu sehen und es gibt ihnen einen kleinen Lichtblick, dass doch eines Tages der Tourismus in Südafrika wieder boomen könnte.
Die Infektionszahlen steigen hier leider wieder und wir haben Corona Alert Level 4. Die Corona Maßnahmen haben uns bis jetzt nur bei der Besichtigung des Konga Caves eingeschränkt. Die Höhle gilt als Museum und diese sind bei Level 4 geschlossen. Ausgangsperre ist zwischen 22:00 Uhr und 05:00 Uhr und es dürfen keine Gruppen gebildet werden, was uns nun überhaupt nicht betrifft. Restaurants hatten nur eine Woche geschlossen, aber dafür sind die Liquor Stores dicht.
Das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug oder Mietwagen zwischen Kapstadt und Port Elizabeth ist ziemlich einfach. Die Asphaltstraßen sind im super Zustand. Auch die Schotterpisten lassen Geschwindigkeiten von 60 bis 70 km/h zu. Die Dichte an Tankstellen und an über 700 gut ausgestatteten Campingplätzen ist hervorragend. Den Wocheneinkauf erledigt man bei Pick n Pay oder bei Checkers. Wer es sich gut gehen lassen will, geht zu Woolworth Food. Hat aber seinen Preis. Internetabdeckung ist ebenfalls gut, aber nicht ganz günstig. Es gibt keine Stolpersteine, die man näher beschreiben müsste. Nur, dass man definitiv den Zeitraum von Dezember bis Januar meiden sollte.