Eswatini – Was geht ab im Königreich?

07.03.2022 von Meiky

Swasiland oder Eswatini? Genaugenommen heißt das Land seit dem 19.04.2018 Königreich Eswatini. Zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit von Großbritannien erklärte der König Mswati III, dass der Name des Landes zukünftig Königreich Eswatini lauten soll, um das letzte Relikt aus der Kolonialzeit zu beenden. Zum Teil nimmt man es sehr genau. Wir achten auch immer darauf „Eswatini“ zu sagen, aber wirft man einen Blick in unseren Reisepass so bemerkt man, dass es anscheinend nicht so genau genommen wird. Entweder war der Stempel noch von vor 2018 oder man ist mit der Produktion der neuen Ausreisestempel nicht ganz hinterher gekommen. Oder vielleicht ist doch alles nicht so wichtig. Kurz erklärt: TIA = This is Africa.

 

Und schon beginnen wir auch wieder mit der Einreise. Auf der Strecke von Hluhluwe-iMfolozi Game Reserve Richtung Eswatini suchten wir vergeblich nach Möglichkeiten für einen PCR-Test. Leider ohne Erfolg. Nach Richards Bay zurück, wollten wir nicht fahren. Am Grenzübertritt Golela, nachdem die Ausreise aus Südafrika in 5 Minuten erledigt war, versuchten wir also unser Glück mit unserem 8 Tage alten PCR-Test aus unserem Deutschlandaufenthalt im Februar, einzureisen. Gleich als erstes musste dieser vorgelegt werden, es wurde ein Strich auf einer unleserlichen Liste gemacht und wir durften einen Schalter weiter. Dort kam der „Swaziland“ Stempel in den Pass und am dritten Schalter mussten wir die Roadtax für 30 Tage bezahlen. Alles zusammen dauerte keine 20 Minuten und wir konnten problemlos einreisen. Da auch Eswatini der Zollvereinigung mit Südafrika etc. angehört, ist das Vorlegen des Carnets nicht notwendig. Für uns auch besser so, es ist nämlich seit ein paar Tagen abgelaufen.

Durch das Königreich zu reisen ist ebenso einfach wie durch Südafrika, zumal es nicht sehr groß ist, etwa 6,8 Saarl. Es gibt Campingplätze, eine gute Infrastruktur an Tankstellen und sehr gut sortierte Supermärkte, letztere sind aber nur in den größeren Städten zu finden. Die Asphaltstraßen sind ebenfalls in einem einigermaßen guten Zustand, teilweise Schlaglöcher, aber man kommt zügig voran. Sobald der Straßenbelag jedoch von Asphalt auf Schotter wechselt, benötigt man deutlich mehr Zeit für dieselbe Anzahl an Kilometern. In den Nationalparks kommt sogar die Untersetzung manchmal zum Einsatz. Die Landesgrenzen haben noch nicht sehr lange geöffnet und so waren wir meist die Einzigen an den etwas verwaisten und aufgeräumten Campingplätzen. In den letzten zwei Jahren war kaum jemand da. In den Registrierungsbüchern stellten wir zudem fest, dass auch derzeit nur alle ein bis zwei Wochen jemand mit seinem Camper vor Ort ist.

Unser erster Stopp in Eswatini war der Hlawe Gamepark. Nach einem kurzen Gamedrive (Pirschfahrt) begnügten wir uns aber mit dem angrenzenden Wasserloch und machten nach kurzer Zeit sieben Nashörner, einen Elefanten, Nylans und Wasserböcke aus. Bereits in diesem Park waren nicht mehr als eine Handvoll Touristen vorzufinden.

Am Tag darauf wurde das Ausmaß der fehlenden Touristen noch deutlicher. Im Nationalpark Mlilwane, der sonst von europäischen Touristen überschwemmt ist, waren wir die Einzigen an diesem Tag. Wir wurden exklusiv durch das Mantenga Cultural Village geführt. Früher wurden hier täglich mehrfach traditionelle Tänze mit Gesängen vor zahlreichen Touristen aufgeführt. Heute war nur der Guide da. Dennoch bekamen wir einen tollen Einblick in die Kultur und Historie von Eswatini. Der angrenzende Wasserfall im Mlilwane NP ist zur Regenzeit einen kleinen Spaziergang wert. Im Restaurant tranken wir nur eine Cola. Wir wollten als einzige Gäste, die fünfköpfige Belegschaft nicht beim Kartenspielen aufhalten. Uns ist aufgefallen, dass überall viel Personal angestellt ist und das Land für die hoffentlich bald kommenden Touristen gut vorbereitet ist.

Auf dem Weg zum nächsten National Park, namens Malolotja kamen wir an einem Craft Center mit mindestens 50 Souvenirständen vorbei. Nur ein Bruchteil war offen. Man forderte uns auf, jeden Stand anzuschauen und wir kauften ein paar kleine Souvenirs, auch wenn wir eigentlich schon genug haben. Wir waren fast eine Stunde vor Ort und auch dort waren wir die einzigen Touristen.

Der Malolotja Park liegt auf etwa 1500 Metern und abends wird es wieder so frisch, dass man einen Pullover benötigt. Der Park verfügt über viele Wanderwege zwischen Zebras und Antilopen und bietet ein bis sieben Tagesrouten an. Auf Grund der sommerlichen Hitze entschieden wir uns nur für einen kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall. Man läuft insgesamt knapp vier Kilometer hin und zurück, die 350 Höhenmeter pro Strecke haben es aber in sich.

Umgeben von auffallend vielen Monokulturwäldern bot uns die Eco Lodge Phophonyane mit dem gleichnamigen Wasserfall, umrahmt von einem kleinen Rest Primärwald, eine schöne Abwechslung für eine Mittagspause. Der Ort Pigg´s Peak ist nicht weit entfernt und so suchten wir dort und in der Umgebung eine Übernachtungsmöglichkeit. Ein Camp hatte geschlossen, eines gab es nicht mehr und zwei B&B´s wollten nicht, dass wir auf dem Parkplatz übernachten, obwohl diese Leistung natürlich nicht unentgeltlich erfolgt wäre. Also, wer keine Geschäfte machen und Geld verdienen möchte, indem er nur ein Parkplatz/Stellplatz anbietet, ohne dass Wasser, Strom, Toilette oder Dusche benötigt werden würde, ist selber schuld. Es dämmerte bereits und darum blieb uns nichts anderes übrig als auch noch die letzten 30 Kilometer durch Monokulturwälder zur Grenze zu fahren. Am Grenzort Bulembu gibt/gab es ein ehemaliges Clubhaus einer kleinen Sportanlage das zum Teil noch sehr gepflegt wirkt, zum Teil aber auch sehr zerfallen. Hier durften wir zwischen Fußballplatz und einem leerstehenden Gebäude, fast mitten im Dorf unser Lager aufschlagen.

Am nächsten Tag stellten wir fest, dass unsere gewählte Grenze leider bis auf unbestimmte Zeit geschlossen ist. Super, was für ein dummer Anfängerfehler, das ist uns noch nie passiert. In der Regel fragen wir bei größeren Orten immer die Polizei oder Collectivo-Fahrer (Sammeltaxi) nach den Straßenbegebenheiten und/oder den Grenzsituationen, wenn wir uns nicht sicher sind.

Wir nutzen dennoch die Zeit uns Bulembu anzuschauen. In den 1960er Jahren war die Mine in Bulembu eine der größten Asbestproduzenten weltweit, 1976 waren es sogar 42.000 Tonnen. In den 90ern wurden nachweislich asbestbedingte körperliche Schäden festgestellt, die Nachfrage verringerte sich drastisch und so wurde die Mine 2001 stillgelegt. Die Einwohnerzahl schrumpfte von mehreren tausend bis auf 50. 2006 kaufte Bulembu Ministries, finanziert von Kanadiern, den Ort und die Umgebung und brachte Aidsweisen dort unter. Der gesamte Ort ist heute eigentlich ein großes soziales Projekt und beheimatet durch die Organisation 350 Aidsweisen in betreuten Unterkünften. Das Ziel ist 2000 betreute Unterkünfte für Aidsweisen wieder herzurichten und zu renovieren. Eswatini ist nämlich das Land mit den meisten HIV Erkrankungen der Welt. Der Peak war 2005 mit 42% Infizierten, inklusive Alten und Kindern. Ob der ehemalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki, der den ursächlichen Zusammenhang zwischen dem HI-Virus und der Immunschwächekrankheit AIDS offiziell leugnete, eine Mitschuld für das Geschehen im damaligen Swasiland trägt, ist fraglich.

Diesen Ort zu besichtigen war auf alle Fälle den ungeplanten Umweg wert. Und so fuhren wir die 20 Kilometer auf holpriger Piste zurück nach Pigg Peak, bogen nach links auf die MR1 ab und fuhren zur Grenze Matsamo im Norden des Landes. Der „Swaziland“ Stempel knallte in den Pass und schon waren wir wieder draußen, aus dem Königreich Estwatini.

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