02.04.2023 von Meiky
Man merkt, vor allem ab der Stadt Tabuk und dem gesamten nordwestlichen Ende bis hin nach Jordanien, dass sich das Königreich Saudi-Arabien im Wandel befindet. Alles dreht sich um das Megaprojekt „Neom“ und wir wurden immer stärker damit konfrontiert. Einheimische fragten uns, ob wir dort arbeiten und was wir genau hier machen. Wir stellten immer mehr eingezäunte Gebiete, enorm viele Baufahrzeuge und Schilder mit „Neom“ fest. Derzeit wird eine unglaubliche Infrastruktur errichtet, um das Projekt aus der Wüste zu stampfen.
29.03.2023 von Meiky
Die Stadt Al Ula befindet sich in der Provinz Medina. In der gesamten Region rund um die Stadt, gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Sie ist Saudi-Arabiens Aushängeschild: Nirgends ist der Tourismus so weit vorangeschritten wie hier. Die angebotenen Aktivitäten reichen von Zipline, Klettern, Wanderungen bis hin zu Helikopterrundflügen.
Die archäologischen Stätten, wie die Altstadt von Al Ula, Hegra und Dadan können nur geführt, in Gruppen von bis zu 40 Personen, besichtigt werden.
19.03.2023 von Meiky
So es geht gleich los, so wie letztes Mal, mit unseren Erlebnissen.
Khaybar:
Erst seit einigen Monaten ist die Sehenswürdigkeit Khaybar, eine alte Lehmbausiedlung auf einem Berg thronend, für Touristen wieder zugänglich. Die weitläufige Region rund um Khaybar ist zwar (noch) nicht eingezäunt, aber ziemlich gut abgeschirmt. Vor jeder kleinen Schotterzufahrt stehen Schilder mit der Aufschrift „no entry“.
07.03.2023 von Meiky
Wir sind immer noch nicht im Süden des Landes angekommen. Es gibt so viel zu sehen, die Offroadstrecken dauern meist lange, aber wir finden es toll hier. In diesem Blogbeitrag wird dieses Mal nichts von Saudi-Arabien erzählt. Es geht gleich los mit unseren Erlebnissen.
In Najran zu Besuch bei Jemeniten
Die Stadt Najran war unser südlichstes Ziel in Saudi-Arabien. Nach einem Großeinkauf wollten wir noch schnell etwas zu Mittag essen.
05.03.2023 von Meiky
Saudi-Arabien ist neben Brunei, dem Vatikan, Katar, Oman und Eswatini eine der sechs letzten verbliebenen, absoluten Monarchien auf der Welt. Der König ist Salman ibn Abd al-Aziz. Er ernannte 2014 seinen damals 29-jährigen Sohn Mohammed bin Salman zum Verteidigungsminister. Ab 2017 war er stellvertretender Premierminister und im September 2022 wurde er zum Staatschef/Premierminister berufen. Aus seiner Hand stammt die „Vision 2030“, die nicht nur die Megabauten Neom, The Line und Trojana für die Asiatischen Winterspiele 2029 beinhalten, sondern ...
23.02.2023 von Meiky
Erst seit Herbst 2019 öffnete das Königreich Saudi-Arabien (KSA) das Land für den Tourismus. Zuvor gab es nur den Pilgertourismus nach Mekka und Medina, der dem Land jedes Jahr beachtliche Summen einbringt. Die Bewohner der GCC Staaten (Golf Cooperation Council: beinhaltet Saudi, Katar Kuwait und Bahrain) dürfen ebenfalls einreisen. Aber ein Tourismus für westliche Touristen war nicht gewollt. Saudi-Arabien konnte man zuvor nur mit geführten Gruppen bereisen oder man konnte ein Fünftages-Transitvisum erhalten.
Saudi-Arabien - und was kommt danach?
02.04.2023 von Meiky
Man merkt, vor allem ab der Stadt Tabuk und dem gesamten nordwestlichen Ende bis hin nach Jordanien, dass sich das Königreich Saudi-Arabien im Wandel befindet. Alles dreht sich um das Megaprojekt „Neom“ und wir wurden immer stärker damit konfrontiert. Einheimische fragten uns, ob wir dort arbeiten und was wir genau hier machen. Wir stellten immer mehr eingezäunte Gebiete, enorm viele Baufahrzeuge und Schilder mit „Neom“ fest. Derzeit wird eine unglaubliche Infrastruktur errichtet, um das Projekt aus der Wüste zu stampfen. Auf den Straßen: hauptsächlich Baufahrzeuge. Der logistische Aufwand ist kaum zu begreifen.
Kronprinz und Staatschef, Mohamed bin Salam, genannt MBS, der auch noch weitere wichtige Ämter innehat, strebt für Saudia-Arabien die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Öl an. Zusammen mit seinen Beratern entwarf er 2017 - nur 3 Jahre nach der Ölpreiskrise - die sogenannte „Vision 2030“. Bis zum Ende seiner Amtszeit, möchte er den Staat umbauen. Weg vom Öl und hin zu modernen Technologien und Zukunftsbranchen. Saudi-Arabien soll das Herz der Arabischen und Islamischen Welt, als Finanzzentrum und Knotenpunkt zwischen Europa, Asien und Afrika, werden.
Was ist Neom?
Neom ist keine Stadt, sondern ein Ort mit mehreren Regionen. Dort wird eine grüne Zukunft angestrebt: klimaneutral, nachhaltig und mit modernsten Technologien. Strom soll ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Zudem plant man eine vollständige digitale Automatisierung.
Sindalah
Eine Region Neoms ist die Insel Sindalah, die die Form eins Seepferdchens hat. Sie befindet sich im Golf von Aqaba, ganz im Süden, bei der Straße von Tiran. Geplant ist, dass die Insel bereits ab 2024 die ersten Touristen aufnehmen kann. Das „Seepferdchen“ mit seinen Luxus Resorts, Restaurants und einem Golfplatz, richtet sich ausschließlich an sehr zahlungskräftiges Klientel und Luxusurlauber.
Zum Neom-Bauplan gehört auch eine Brücke, die über die Straße von Tiran führen soll und so Saudi-Arabien und die Ägyptische Sinai-Halbinsel verbinden wird.
Trojena
Auch schon 2027, aber spätestens 2029, zu den Asiatischen Winterspielen, möchten die Saudis die Region Trojena ebenfalls fertiggestellt haben. Eine Stadt wird sich dann auf etwa 1800 Metern Höhe befinden, samt künstlichem Stausee in den Bergen einer Wüstenlandschaft. Im Winter wandert das Quecksilber dort an manchen Tagen unter den Gefrierpunkt, allerdings wird man dennoch eine Menge Kunstschnee benötigen. Das Konzept beinhaltet, dass nach den Winterspielen, während allen vier Jahreszeiten diese Region verschiedenste Unterhaltungsmöglichkeiten bieten wird: Wintersport, Wandern, Mountainbike, Wellness und Konzerte sowie Festivals am See. Wer jetzt schon Lust auf ein derartiges Konzept bekommen hat, kann ja mal in der Schweiz vorbeischauen.
Oxagon
Eine dritte Region, die bei der Stadt Duba, halb im Wasser und halb an Land, entstehen soll, wird die größte (ein 250 Quadratkilometer großer Industriepark) schwimmende Konstruktion der Welt, in Form eines Hexagons. Die schwimmende Hälfte soll angeblich besonders umweltschonend sein, und zwar auch für die Meeresbewohner. Ein Tiefseehafen für Container- und Kreuzfahrtschiffe darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Es wir das Tor zum fortschrittlichen und sauberen, industriellen Zentrum von Neom. Geplant als die modernste Einrichtung der Welt und Paradebeispiel für einen Ort, an dem Industrie, Technologie und Mensch in Harmonie mit der Natur zusammenleben sollen. 2030 wird Oxagon etwa 90.000 Leute beherbergen und 70.000 Arbeitsplätze schaffen. Die restlichen 20.000 Einwohner sind dann vermutlich Influencer.
The Line
„The Line“ ist das wohl spektakulärste Projekt Neoms: Eine Bandstadt, mit einer Länge von 170 Kilometern, einer Höhe von 500 Metern und einer Breite von 200 Metern, die sich vom Roten Meer bis ins Landesinnere durch die Wüste erstrecken soll. Nach der ersten Bauphase bis 2030, soll sie 1,5 Millionen Menschen beherbergen. Im Jahr 2050 dann über 9 Millionen, mit einer Bevölkerungsdichte von 260.000 Menschen pro Quadratkilometer. Im Vergleich: München kommt auf 4700 Menschen. Um das Projekt interessanter für zukünftige Bewohner und Firmen zu machen, wird es wahrscheinlich ein eigenes Steuer- und Rechtssystem geben. Alkohol und jegliche Art der Unterhaltung wäre dann erlaubt und die Scharia gebietsweise außer Kraft gesetzt. So ist das mit der Doppel Moral, wenn es ums Geld geht. Übrigens, der Flughafen Neom ist bereits seit 2019 fertiggestellt, ebenso wie der Golfplatz bei Neom City.
In „The Line“ wird es unterirdische Hochgeschwindigkeitszüge geben, die 170 Kilometer in 20 Minuten zurücklegen können. Flugtaxis sollen Waren und Menschen transportieren. Eine künstliche Intelligenz übernimmt die Steuerung der Stadt und die autonomen Elektrofahrzeuge und Roboter, so, dass die Einwohner innerhalb von fünf bis zehn Minten, jeden Ort in der Superstadt erreichen können. Die gesamte Energie soll auch hier aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden.
Die vollständig verspiegle Fassade von „The Line“ wirft natürlich auch ihre Schatten. MBS ist als strenger Herrscher bekannt und so wurden offenbar mehrere zehntausende Beduinen bereits zwangsumgesiedelt, bei einigen Demonstranten die Todesstrafe verhängt und Dörfer vollständig dem Sandboden gleich gemacht. Wie auch in den Nachbarländern sollen die Bedingungen für Gastarbeiter und deren Beherbergungen ebenfalls schlecht sein.
Die Kosten allein nur für das Line-Projekt belaufen sich auf 500 Milliarden Dollar, allerdings verteilt auf knapp 30 Jahre. Finanziert wird der Großteil durch Saudi-Arabien, wie beispielsweise 2019 mit dem größten Börsengang der Geschichte. Der Börsengang des staatlichen Ölriesen Aramco brachte 30 Milliarden Dollar, obwohl er nur zu einem Bruchteil von 1,5 % gehandelt wurde. Der Konzern Aramco wird mit einem Wert von 2 Billionen USD gehandelt, der höchste der Welt. Aber auch private, weltweite Investoren sollen das Megaprojekt unterstützen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob das ganze Projekt vielleicht zum Scheitern verurteilt ist? Wäre eine Länge von nur fünf Kilometern nicht schon ein Superlativ? Man hätte die Möglichkeit eine Stadt wachsen zu lassen und Verbesserungen vorzunehmen. Die Vergangenheit zeigte uns oft, dass solche Großprojekte scheitern. Des Weiteren werden zeitgleich noch so viele andere Gebäude in Saudi-Arabien errichtet, wie zum Beispiel mitten in der Stadt Riyad der „Mukaab“, ein 400 Meter großer Riesenwürfel. Ägypten bekommt eine neue Hauptstadt und Kuwait baut Xzero City. Mit brachliegenden Sportstätten, unvollendeten künstlichen Inseln und Städten sowie geplante Megabauten, die sich im Sande verliefen, kann man uns schon lange nicht mehr schocken. Die Ressourcenverschwendung bei einem Scheitern des Projektes wie The Line wäre allerdings katastrophal. Eine Sache macht für mich auf alle Fälle Sinn, bis 2030 in Rohstoffe zu investieren.
Die Vision 2030 und das Projekt Neom sind super spannend und ich werde es bestimmt weiterverfolgen. Wahrscheinlich stehen wir an einem Punkt, wo ein Umdenken stattfinden muss. In Zukunft müssen sich Leute (m/w/d) trauen, neue Konzepte zu entwickeln, um diese Schritte zu gehen und um die Welt voran zu bringen. Natürlich werden Konzepte scheitern, aber vielleicht hat es ja MBS im Jahr 2050 geschafft, der ganzen Welt den Spiegel vorzuhalten.
Hisma Wüste
In der Stadt Tabuk füllten wir rasch alle Vorräte auf und machten uns auf dem Weg zur
Hisma Wüste. Diese Wüste ist eine Verlängerung des Wadi Rum aus Jordanien, aber deutlich größer. Über Sandpisten und Sanddünen fährt man vorbei an steilen Bergen, Canyons, Felsspalten, Steinbögen
und pittoresken Sandsteingebilden. Wir waren fünf Tage in der Wüste. Man kann aber locker mehr Zeit dort verbringen. Irgendwann kann man die Felsbögen jedoch nicht mehr sehen. Auf alle Fälle
hatten wir dort einen unserer schönsten Plätze auf unserer Langzeitreise gefunden.
Flugzeug und Schiffswrack
Unsere letzten drei Sehenswürdigkeiten waren nach der Wüste schnell erreicht: ein Flugzeug und ein Schiffswrack. Beide gut mit dem Auto zu erreichen. Genauere Informationen, wie es zu den misslichen Lagen von Flugzeug und Schiff kam, konnte ich leider nicht finden. Ähnlich verhält es sich auch bei etwa zehn nabatäischen Felsengräbern, nahe der Stadt Al-Bad. Etwa 20 Archäologen sind hier damit beschäftigt, die zum Teil noch verschütteten Gräber freizulegen und zu erschließen. Es ist immer wieder interessant antike Ausgrabungsstätten zu besuchen, die noch nicht vollständig erschlossen sind. Man stellt sich die Frage, was werden die Archäologen noch alles finden. Die letzten beiden Nächte verbrachten wir am Strand und dann ging es morgens die letzten 80 Kilometer zur Grenze nach Jordanien.
Das Königreich Saudi-Arabien rangiert bei uns beiden unter den schönsten Ländern, die wir bis jetzt bereist haben. Es hat uns echt umgehauen und war die größte Überraschung unserer dritten Langzeitreise. Noch nie durften wir so viel Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und Nächstenliebe erfahren und natürlich eine spektakuläre Wüstenlandschaft. Danke Saudi-Arabien, es war der Wahnsinn.
Saudi-Arabien – Die Region rund um Al Ula
29.03.04.2023 von Meiky
Die Stadt Al Ula befindet sich in der Provinz Medina. In der gesamten Region rund um die Stadt, gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Sie ist Saudi-Arabiens Aushängeschild: Nirgends ist der Tourismus so weit vorangeschritten wie hier. Die angebotenen Aktivitäten reichen von Zipline, Klettern, Wanderungen bis hin zu Helikopterrundflügen.
Die archäologischen Stätten, wie die Altstadt von Al Ula, Hegra und Dadan können nur geführt, in Gruppen von bis zu 40 Personen, besichtigt werden. Die nahe Wüstenregion beim Jebel al Rukkab Canyon, mit einer Fläche von 50 Kilometer auf 50 Kilometer, ist mittlerweile eingezäunt und darf vorerst gar nicht mehr besichtigt werden. Tickets für die oben genannten Touren müssen vorab online über Experience Al Ula, gebucht oder im Stadtbüro gekauft werden. An den Sehenswürdigkeiten selbst können keine Tickets erworben werden.
Um Hegra zu besuchen, muss man natürlich vorbuchen und derzeit mit einer Wartezeit von etwa drei bis vier Tagen rechnen. Vermutlich wird ein Individualtourist ab dem kommenden Jahr kaum noch zeitnah Eintrittskarten bekommen, da es anzunehmen ist, dass die Reiseveranstalter die Kontinente schnell aufkaufen werden.
Leider hat das Königreich ein sehr großes Müllproblem. Fährt man zu einer Sehenswürdigkeit, gerne auch mal 20 Kilometer in die Wüste und tiefer, gibt es dort auf alle Fälle Müll und das oft nicht wenig. Saudi-Arabien ist eines der vermülltesten Erste Welt Länder, die wir bisher gesehen haben. Häufig kann man die Einheimischen dabei beobachten, wie sie Flaschen, Dosen, Chipstüten und anderen Kram aus dem Autofenster werfen.
Es ist nachvollziehbar, wenn sich in einem Land auf Grund mangelnden Infrastruktur und Bildung, Müll und Schutt vor und nach den Orten häuft. In Saudi-Arabien jedoch nicht. Man kann es weder nachvollziehen noch verstehen. Um was handelt es sich dabei? Ist es Faulheit, Gleichgültigkeit oder Ignoranz? Bis der verantwortungsvolle Umgang mit Müll im Bewusstsein der breiten Bevölkerung angekommen sein wird, ist das Jahr 2030 vermutlich schon lange vorbei.
Columns of Gharamil und Rainbow Arch
Wir starteten unser „Al Ula Touri-Programm“ nördlich, bei den Columns of Gharamil. Ein kleines Gebiet, in dem kleine und große Felsnadeln in der Landschaft stehen. Etwa 30 Kilometer weiter südlich gibt es den Rainbow Arch. Es sieht so aus, als würde sich der Steinbogen auf zwei Wolken stützen, daher kommt auch sein Name.
Maraya, Elephant Rock und Harrat Viewpoint
Fast vor den Toren Al Ulas, im Ashar Valley, steht das Maraya Opera House, dessen Fassade mit 9740 Paneelen vollkommen verspiegelt wurde. Ein riesiges Gebäude, das sich dennoch durch die Verspiegelung in die Landschaft einfügt. Je nach Blickwickel verschwindet es fast vollkommen oder ist nur schwierig zu sehen. Es soll die Landschaft von Saudi-Arabien reflektieren.
Bei unserem Abstecher zum Elephant Rock sahen wir in der Nähe ein bekanntes Auto. Nanu? Das waren doch Alfred und Kathrin, die mittlerweile ersten Overlander, die wir bereits auf drei Kontinenten zufällig getroffen haben. Was für ein Zufall! Sie befinden sich gerade auf dem nach Hause Weg und wir hoffen, dass wir sie bald auch in Deutschland antreffen werden – das wäre dann der vierte Kontinent. Dafür bedarf es dann wahrscheinlich zum ersten Mal eines Termins.
Auf dem Harrat Viewpoint, der sich oberhalb der Stadt befindet, trafen wir dann die Mexi-Familie wieder, mit denen wir schon die beiden vorhergegangenen Nächte den Stellplatz teilten. Die Umgebung des Viewpoints bietet sich nicht nur für tolle Sonnenuntergänge an, sondern ist auch ideal zum Übernachten.
Al Ula Altstadt
Wie so oft, öffnen die Sehenswürdigkeiten in Saudi-Arabien erst am Nachmittag. So auch die renovierte Gasse der alten Lehmbausiedlung, die erst um drei Uhr ihre Pforten aufmacht. Im Vorfeld lasen wir, dass die Altstadt mit seiner Flaniermeile ein wenig wie Disney Land anmuten soll. So empfanden wir es jedoch nicht. Klar wirkt der renovierte Teil ein wenig „neu“, aber die untergebrachten Restaurants und Läden sorgen in diesem Stadtteil für ein stilvolles Ambiente. Möchte man es ein wenig ursprünglicher haben, so empfehlen wir, die unrenovierte Lehmstadt nebenan zu besichtigen. Allerdings ist das nur mit einer Führung möglich und man sieht auch nur einen begrenzen Part des Viertels, das früher aus 900 Häusern bestand. Dafür kann man hinauf auf die Burg steigen, um einen spektakulären Ausblick über die Lehmbauten zu erhalten.
In der angrenzenden Al Ula Oase wird es deutlich ruhiger als in der Altstadt. Es gibt Sitzmöglichkeiten, Schaukeln und kleine Kaffeestände inmitten von Gemüsebeeten und Palmen. Auch ein Schaf- und Ziegenstall ist nebenan. Wir entdeckten aber noch einen weiteren Platz, „Heart of Oasis“ mit dem Fresh Food Market. Erstaunlicherweise waren wir dort die einzigen westlichen Touristen. An kleinen Ständen wurde unterschiedliches Essen zubereitet und verkauft. Alles in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre. Dazu war es einer der wenigen Ort mit deutlichem Frauenüberschuss.
Dadan
Dadan war der Hauptort des antiken Reiches Lihyan. Er befindet sich heute in der Oase von Al-Ula. Früher lag der Ort an der Weihrauchstraße und wird auch mehrfach im Alten Testament erwähnt.
Die Ausgrabungsstätte selbst war leider ziemlich enttäuschend. Wir gingen davon aus, die Ruinen von Dadan mit den berühmten Löwengräbern aus nächster Nähe sehen zu können. Wie sich dann vor Ort herausstellte, war das nicht der Fall. Man konnte die Gräber nur aus der Ferne sehen und war somit nur 20 Meter näher dran, als von der Straße aus gesehen. Auch die Ruinenstadt ist teils von der Straße aus besser zu sehen. Während der Tour gab es zwar noch Petroglyphen aus nächster Nähe zu sehen, die waren aber weniger spannend.
Mada'in Salih
Die nabatäische Ausgrabungsstätte von Mada'in Salih beherbergt über 100 Felsengräber der antiken Handelsmetropole Hegra. In der Zeit vom ersten vorchristlichen bis zum ersten nachchristlichen Jahrhundert, dominierten hier die Nabatäer den Handel entlang der Weihrauchstraße, bis der Ort von den Römern erobert wurde. Hegra war nach Petra die wichtigste Stadt des Reiches. Von der antiken Siedlung Hegra ist aber nicht mehr viel zu sehen. Man entfernte die Steine und errichtete damit Dadan. Später wurden diese Steine auch für die Stadt Alu verwendet.
Wir entschieden uns, Mada'in Salih bei Nacht zu besichtigen und auch das haben wir uns ein wenig anderes vorgestellt. Es ging natürlich wieder mit dem Bus, über die weitläufige Anlage bis zu einer mit Laternen schön ausgeschmückten Grabstätte (davor besichtige man noch einen Rock Art Trail). Dort durften wir etwas verweilen, bevor es, diesmal in Kutschen, zurück zum Visitor Center ging. Wir kamen an weiteren Felsengräbern vorbei, die man nachts aber nicht sehen kann, da sie nicht beleuchtet sind. Wir hätten uns gewünscht, dass wenigsten die Felsengräber, an denen man mit der Kutsche vorbeifährt, angestrahlt werden.
Wahrscheinlich wird das absichtlich so gemacht, dass man auch die Tagestour bucht. Schon am nächsten Tag standen wir darum wieder vor dem Eingang, wollten Hegra auch am Tag besichtigen und hatten Glück. Mexi1222, eine Familie mit drei Kindern und einem himmelblauen Mercedes LKW, die ein Jahr auf Reisen sind und die wir schon vor einigen Tagen getroffen hatten, hatte eine exklusive Tour gebucht und uns die beiden freien Plätze angeboten. Super cool: So hatten wir die Möglichkeit, Hegra bei Tag und bei Nacht zu sehen.
Mushroom Rock und Wadi Disha
Weiter Richtung Jordanien machten wir noch einen kleinen Abstecher bei einem weiteren Felsen in Form eines überdimensionalen Pilzes und fuhren danach zum Wadi Disha, das im Winter immer Wasser führt. Die Möglichkeiten in das Wadi zu fahren, werden mehr und mehr eingeschränkt. Konnte man vor drei Monaten noch durch das Wadi mit einem LKW fahren, so heißt es heute: „No Caravan“. Die Kontrollen sind vor dem Wadi und innerhalb patrouilliert die Polizei. Interessanterweise dürfen die Einheimischen 12- bis 15-jährigen, mit dem Pickup vom Vater durch das Wadi donnern und sich Rennen liefern. Der Schaden und der Müll der dort entsteht, kommt also nicht von den Langzeitreisenden. Wir konnten der Kontrolle glaubhaft versichern, dass wir keinen Caravan haben und die Nacht ohnehin nicht im Wadi verbringen wollen. Regenfälle waren angekündigt. Grundsätzlich übernachten wir nie in Wadis und werden darum von anderen Reisenden immer etwas belächelt. Wir haben es zweimal selbst miterlebt, welchen Schaden die sogenannten Flashfloods anrichten können und wie Autos aussehen, die bis unters Dach mit Kies und Schlamm aufgefüllt sind, weil sie das Wadi nicht rechtzeitig verlassen konnten.
19.03.2023 von Meiky
So es geht gleich los, so wie letztes Mal, mit unseren Erlebnissen.
Khaybar:
Erst seit einigen Monaten ist die Sehenswürdigkeit Khaybar, eine alte Lehmbausiedlung auf einem Berg thronend, für Touristen wieder zugänglich. Die weitläufige Region rund um Khaybar ist zwar (noch) nicht eingezäunt, aber ziemlich gut abgeschirmt. Vor jeder kleinen Schotterzufahrt stehen Schilder mit der Aufschrift „no entry“. Polizei und Sicherheitspersonal fährt herum, so dass es keine Möglichkeit gibt die Lehmstadt selbst zu erkunden. Selbst aus großer Distanz bekommt man die Lehmstadt nicht zu sehen. Zusätzlich gibt es im Umkreis von etwa fünf bis acht Kilometern rund um die alte Stadt viele Schlüsselgräber, die nur aus der Luft zu sehen sind und aussehen wie ein überdimensioniertes Schlüsselloch. Ich kann gut verstehen, dass man nicht möchte, dass unwissende Leute kreuz und quer durch diese Gegend fahren und die Gräber zerstören.
Also muss man zum Besucherparkplatz fahren, zahlt € 25,- Eintritt pro Person und wird in klimatisierten Jeeps zum Besucherzentrum gefahren. Nur von dort hat man einen schönen Überblick über die Stadt mit der vorgelagerten Oase. Man erhält eine 1,5-stündige Führung durch die Palmenhaine, bis hin zur alten Lehmstadt, die aber noch nicht von innen besichtigt werden kann. Auch sie muss erst noch für den Tourismus zugänglich gemacht werden. Mit Golf Caddys geht es dann wieder zum Besucherzentrum. Alles ist sehr schön angelegt, selbst das Restaurant ist ziemlich unscheinbar und man bekommt Tee und Wasser so viel das Herz begehrt. Wer dann noch Lust hat, kann für € 180,- pro Person einen Hubschrauberrundflug buchen, und genau so stelle ich mir den Tourismus in einigen Jahren in ganz Saudi-Arabien vor. Eingezäunte Gebiete, die nur mit Guides besucht werden dürfen. Wahrscheinlich wird dies früher oder später auch nicht anderes machbar sein, wenn der Massentourismus eines Tages in Saudi-Arabien zuschlagen wird. Nicht umsonst hat Saudi-Arabien den größten Stand auf der ITB 2023.
Vulkan Landschaft, Harrat Khaybar:
Nur etwa 100 Kilometer weiter östlich erstreckt sich ein weitläufiges Vulkangebiet. Besonders markant und deutlich sind die Vulkane Khaybar und Al-Abyad, mit weißer Vulkanasche und der Vulkan Qidr mit typischen schwarzen Lavafeldern. Die zweifarbigen Vulkane treffen direkt aufeinander und die Natur könnten keinen stärkeren Kontrast zeichnen. Für diese Gegend benötigt man 4x4 Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit. Ein SUV reicht schon nicht mehr aus. Auf den weißen Vulkan Al-Abyad kann man sogar rauffahren und dort am Kraterrand einmal rund herumfahren. Die Natur hat hier einen perfekten Kreis hinterlassen. Die letzten 500 Meter bis hinauf auf den Kraterrand haben es in sich. Es bedarf einer guten Offroadpraxis. Der Weg ist sehr steil, viel Geröll liegt herum und man stößt auf weichen Kies mit starken Auswaschungen. Unser Landy hat hier fast die Grenze des Machbaren erreicht. Viel steiler hätte es nicht sein dürfen und wir waren froh, dass unser Dieseltank nur halb voll war.
Der Regen des Winters hat in diesem Gebiet einige grüne Flecken und blühende Blumenteppiche entstehen lassen. Die gesamte Vulkanlandschaft ist einmalig und wir blieben sogar vier Nächte, da wir in Saudi-Arabien nicht mit einer so schönen Vulkanlandschaft gerechnet hatten.
Region Ha’il:
In Jubbah gibt es viele Petroglyphen, die wir allerdings ausgelassen haben. Der Weg dorthin war uns einfach zu weit und wir hatten ja schon diverse Petroglyphen besichtigt. Dafür besuchten wir in dieser Region den „Sitzenden Elefanten“, einen Felsbogen, der eben wie ein sitzender Elefant aussieht. Ein Einheimischer, der zum Jagen vor Ort war und dort aufgewachsen ist, zeigte uns einige kleinere Petroglyphen. Eigentlich gibt es überall in Saudi-Arabien Petroglyphen zu sehen. Hält man die Augen offen und sucht die dunklen Felsen ab, wird zu 100% fündig. Auch beim sitzenden Elefanten blühte die Wüste wegen der außergewöhnlichen starken Regenfälle während des Jahreswechsels.
Region Tabuk:
Diese Region ist ebenfalls bekannt für markante Felsformationen und spektakuläre Wüstenlandschaften. Wir starteten unsere Wüstenfahrten bereits beim „Sitzenden Elefanten“ und tauchten tief in das Landesinnere ein. Die Navigation brauchte etwas Erfahrung, war aber im Grunde einfach. Meist ist mindestens eine Fahrspur im Sand zu sehen, was die Navigation und somit auch das Fahren stark erleichtert. So kommt man ziemlich zügig voran. Vorab suchen wir uns bei Google Earth immer eine mögliche Route aus. Manchmal sind sogar Fahrspuren zu sehen. Danach „zeichnen“ wir mit Koordinaten alle fünf bis zehn Kilometer, markante Wegpunkte in unser Navi. So muss man nur noch versuchen den Strecken so gut wie möglich auf direktem Weg zu folgen. In den meisten Fällen funktioniert das richtig gut.
Needle Rocks:
Diese Felsformationen sind einfach zu finden, da eine 16 kilometerlange Schotterpiste dorthin führt. Wir entschieden uns jedoch für den direkten Weg: von der Hauptstraße im rechten Winkel acht Kilometer querfeldein. Das ging schneller und war angenehmer zu fahren, da die Schotterpiste angeblich hauptsächlich aus Wellblech bestehen soll.
Mahajah Mountain und Petroglyphen:
Zum Mahajah Mountain nahmen wir ebenfalls den direkten Weg. Ausgehend von den Needle Rocks, von Nord nach Süd, durch die Wüste. Unterwegs waren die Spuren teils sehr gut zu sehen, so dass wir spaßeshalber schon von „Pistenhauptstraßen“ gesprochen haben. Keine zwei Stunden nach Abfahrt bei den Needle Rocks waren wir dann auch bereits beim Mahajah Mountain angekommen, einem großen Felsbogen. Eine weitere Fahrstunde entfernt erstreckt sich ein Fels über 80 Meter mit Hunderten von Petroglyphen, zu dem wir uns auch noch aufmachten.
Splitrock:
Zwischen all den beeindruckenden Sehenswürdigkeiten mussten wir auch mal wieder einkaufen, Wasser auffüllen und eine neue Sim-Karte kaufen (die alte war nur zwei Monate gültig und die waren bereits vorbei). Allerdings war es mal wieder Freitag, der heilige Feiertag. Ab 13:00 Uhr öffnen zum Glück nach und nach einige Geschäfte, so dass man dennoch alles erledigen kann. Nach dem Kauf der Sim-Karte wurden wir vom Verkäufer zum Tee eingeladen. Ja, wir folgten auch dieser Einladung. Das Geschäft wurde hinter uns abgeschlossen und nach fünf Minuten Fahrt saßen wir auch schon im Männerbereich und tranken Tee und Kaffee. Im Laufe der Zeit trudelten immer mehr Brüder, Cousins, usw. ein. Der Vater der Familie hat nämlich 25 Kinder von drei Frauen und besitzt außerhalb der Stadt eine große Farm mit Nutztieren und Dattelpalmen. Gegen Nachmittag erhielten wir das Angebot zu übernachten und es gab den Plan, noch eine Ziege extra für uns zum Abendessen zu schlachten. Wir wollten für den Tod der Ziege nicht verantwortlich sein, lehnten höflich ab und erreichten so auch pünktlich zum Sonnenuntergang den ursprünglich von uns angepeilten Split Rock. Hierbei handelt es sich um einen Felsen, genannt Al Nasslan. Er ist etwa neun Meter breit und sechs Meter hoch und mittig geteilt. Der Spalt hat eine Breite von 15 Zentimetern, durchgehend gleichbleibend von oben nach unten, durch den ganzen Felsen.
Elefantentunnel:
Zum Elefantentunnel navigierten wir wieder, wie gewohnt, mit einer Route, die wir für möglich hielten. Der Weg war deutlich felsiger und somit anspruchsvoller. Außerdem waren, gerade auf dem Felsboden, kaum noch Fahrspuren zu sehen. Nach fast 2,5 Stunden standen wir plötzlich vor einer neuen Lehmpiste. Dieser konnten wir noch drei Kilometer folgen, bevor sie im Nichts endete, und dann ging es nochmal für acht Kilometer durch den Sand bis hin zum Elefantentunnel. Dort hat die Natur einen Tunnel durch einen großen Felsen erschaffen, durch den man mit kleinen Fahrzeugen hindurchfahren kann. Für den Rückweg am nächsten Tag nutzten wir natürlich die neue Piste bis zur Hauptstraße. Auf der Strecke war es möglich, bis zu 60 km/h zu fahren. Hätten wir das mal früher gewusst… dann hätten wir natürlich nicht die holprige Fahrt mitten durch die Wüste auf uns genommen. Im Nachhinein ist man immer etwas schlauer.
07.03.2023 von Meiky
Wir sind immer noch nicht im Süden des Landes angekommen. Es gibt so viel zu sehen, die Offroadstrecken dauern meist lange, aber wir finden es toll hier. In diesem Blogbeitrag wird dieses Mal nichts von Saudi-Arabien erzählt. Es geht gleich los mit unseren Erlebnissen.
In Najran zu Besuch bei Jemeniten
Die Stadt Najran war unser südlichstes Ziel in Saudi-Arabien. Nach einem Großeinkauf wollten wir noch schnell etwas zu Mittag essen. Am Straßenrand sahen wir zahlreiche alte Lehmbauten, ähnlich wie die Lehmstadt Schibam im Jemen. Kein Wunder, der Jemen ist nur ein paar Kilometer weit entfernt. Wir wollten die kleinen Lehmpaläste aus der Nähe sehen. Vor einem gab es ein paar Palmen, die Schatten spendeten und somit hatten wir einen guten Platz für unsere Pause gefunden. Natürlich blieben wir nicht lange unentdeckt und es dauerte nur zwei Minuten bis jemand aus dem Lehmhaus herauskam. (Im Nachhinein bemerkten wir, dass wir auf seinem Grundstück standen) „Welcome to Saudi Arabia“ – dazu ein verwunderter Blick: Was macht ihr hier? Wir erklärten kurz, dass wir hier Mittagspause machen und versicherten, danach auch gleich wieder zu fahren. Das war für den Hausherren okay, allerdings ließ es uns nicht fahren, bevor wir nicht noch zum Tee ins Haus kommen würden. Gesagt, getan. Wir freuten uns eingeladen zu werden. Der Hausherr sprach sehr gut Englisch und wann hat man schonmal die Gelegenheit, so ein authentisches Haus von innen anzuschauen.
Micha zog nach unserem Mittagessen schnell ein Kopftuch über. Wir klopften an, die Tür ging auf und schon ließ man uns herein. Gleich danach wurden wir getrennt. Meiky musste in den Männerbereich, bestehend aus einer großen Terrasse und einem großen Raum mit Teppich und Sofas. Micha durfte in den Frauenbereich, das heißt ins ganze Haus und hatte somit das Glück, sich im Palast frei zu bewegen und Fotos zu machen. Innerhalb der Mauern gab es vier große, mehrstöckige Wohnhäuser, in denen die Familien leben und sogar eine eigene kleine Moschee. Eine Frau, die in mit ihrer Familie in einem der Häuser wohnt, zeigte Micha stolz ihre Räumlichkeiten. Es ging hinauf bis in den vierten Stock. Von dort aus hat man einen schönen Blick über die Stadt. Die Kinder und einige weibliche Jugendliche begleiteten Micha und die Frau durchs ganze Haus und es wurden fleißig Selfies geschossen. Die Familien stammen ursprünglich alle aus dem Jemen und fahren auch regelmäßig dort hin, um die Verwandtschaft zu besuchen. Alle freuten sich sehr, dass wir die Insel Socotra im Jemen besichtigt hatten.
Am Tag unseres Besuches war das ganze Haus gut besucht, leider wegen eines traurigen Anlasses. Ein Enkelkind des Hausherrn war einige Tage zuvor im Jemen verstorben. So kam es, dass sich Freunde und Verwandte bei der Familie zum Kondolieren eintrafen.
Die Einladung im Haus der jemenitischen Familien war für uns eine spannende Erfahrung. Immer wenn ein neuer Besucher den Männerbereich betrat, sah er Meiky erstaunt an: Offenbar der erste Europäer und Nicht-Moslem in diesen Räumlichkeiten. Zum Glück hatte sich Najf neben Meiky gesetzt und ihm viel erklärt. Zum dem übersetzte er fleißig. Mit Tee wurde auf Gastfreundschaft und Bruderschaft angestoßen. Nach diesem unvergesslichen Erlebnis möchten wir ebenfalls gerne den Jemen besuchen (sobald das wieder möglich ist). Letzten Monat hörte man in Najran noch Kanonen und Feuergefechte, aber man teilte uns mit, dass die Regierungen bei diesem Stellvertreterkrieg vermutlich bald Friedensverhandlungen unterzeichnen werden.
Am Morgen gab es ein kleines Frühstück, bei dem Micha ebenfalls mit in den Männerbereich durfte. Wir verabschiedeten uns mit kleinen Gastgeschenken und fuhren weiter zum Al-Aan und zum Al-Elmara Palast.
Rijal Alma
Unser nächster Stopp nach Najran war das Örtchen Rijal Alma. Es handelt sich dabei um eine 900 Jahre alte Stadt aus behauenen Natursteinen, zum Teil über 4 Stockwerke hoch. Auch hier kann man, neben den bereits für den Tourismus aufgehübschten Häusern, noch die alten Ruinen anschauen. Aber wir gehen davon aus, dass sie bestimmt auch bald restauriert werden und in Manchen früher oder später Hotels, Geschäfte und Restaurants ihren Platz finden werden.
Thee Ain
Etwa 280 Kilometer weiter nördlich wartete ein weiteres historisches Dorf, namens Thee Ain, auf uns. Es besteht aus etwa 50 Häusern, die zum Teil ineinander übergehen. Ihre Vergangenheit reicht bis ins 8. Jahrhundert. Die Außenwände der Gebäude sind 70 bis 90cm dick. Die Häuser wurden ebenfalls, wie auch in Rijal Alma, mit behauenem Naturstein errichtet. Wie immer waren wir wieder die Einzigen, als wie den Ort besichtigten. Leider fehlt den historischen Städten manchmal ein wenig das „Leben“. Das ein oder andere Café oder so manch Souvenirladen würden nicht stören. Allerdings finden wir es wiederrum toll, alles noch sehr ursprünglich und kaum touristisch vorzufinden. Der Grat zwischen „touristisch“ und „zu wenig Leben“ ist jedoch schmal.
Schiffswrack und Dschidda
Die Strecke bis nach Dschidda war uns für eine Tagesfahrt zu lang, darum entschieden wir uns, noch einen Stopp am Meer bei einem Schiffswrack, einzulegen. Leider haben wir keine Informationen, wie es zur Havarie gekommen ist.
In Jeddah, der zweit größten Stadt Saudi-Arabiens blieben wir dann zwei Tage. Den ersten Tag waren wir mit Organisation beschäftigte, wie Einkaufen, Wäsche waschen (lassen), Relais kaufen und Wasserauffüllen Am zweiten Tag besichtigten wir die Altstadt. Dort waren wir dieses Mal nicht allein. Die Gäste eines Kreuzfahrtschiffes waren ebenfalls unterwegs. Glücklicherweise nicht all zu viele. Die großen Häuser mit ihren verzierten Holzbalkonen erinnerten uns ein bisschen an Marrakesch, mit dem Unterschied, dass hier derzeit alles leer steht und restauriert wird. Nur in wenigen Gassen gab es Geschäfte. 2030 wird es auch hier bestimmt sehr schön aussehen. In Jeddah steckt jede Menge potenzial. Es steht jetzt schon fest, dass wir Saudi gerne nochmal bereisen wollen. Wir sind neugierig auf die Veränderungen, die das Land in den nächsten zehn Jahren erfahren wird.
Für den Sonnenuntergang fuhren wir zum Old Corniche, der alten Uferpromenade, bei der es den höchsten Springbrunnen der Welt zu bestaunen gibt. Dich leider Fehlanzeige! Aus unerklärlichen Gründen schoss die 312 meterhohe Wasserfontäne samt Lichtspektakel bei Nacht, nicht in die Höhe. Tja, manchmal hat man eben Pech. Enttäuscht fuhren wir zu unserem Schlafplatz, um am nächsten Tag Jeddah wieder zu verlassen.
Al Wahbah Krater
Langsam näherten wir uns der Vulkanlandschaft: Erstes Ziel, der Al Wahbah Krater mit einem Durchmesser von 2000 Metern und einer Tiefe von 250 Metern. Die Mitte des Kraters ist mit Natriumphosphat Kristallen bedeckt und schimmert dadurch weiß. In den Krater selbst abzusteigen ist seit einiger Zeit nicht mehr erlaubt. Offenbar ist es zu gefährlich, aber wir hatten den anstrengenden Weg ohnehin nicht vor zu gehen.
Die Propheten Moschee in Medina
Zwei der drei heiligsten Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Prophetenmoschee in Medina, liegen in Saudi-Arabien. Die ganze Stadt Mekka darf nach wie vor von Nichtmuslimen nicht betreten werden, anders verhält es sich bei der zweitwichtigsten heiligen Stadt des Islam. Im Herzen der Stadt Medina befindet sich die Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed. Zunächst stand hier das Haus des Propheten, nun fasst der gesamte Gebäudekomplex 600.000 Besucher. Klingt viel, die al-Harām-Moschee in Mekka kann während des Haddsch mehr als eine Million Personen aufnehmen. Täglich pilgern fast 300.000 Gläubige aus aller Welt nach Medina.
Verlassener Bahnhof
Die Hadiyhah Railway erstreckte sich 1908 von Damaskus bis nach Medina. Die Stammstrecke ist etwa 1322 Kilometer lang und hat über 1500 Brücken, zwei Tunnel und 90 Betriebsstellen. Diese dienten zum Teil auch als Bahnhöfe und hatten schöne Eingangsbereiche. Der Weiterbau bis nach Mekka wurde nie fertiggestellt. Der Zug fuhr zwar nur 30 km/h, das heiß man sitzt gute drei Tage im Zug, aber es war immer noch deutlich schneller als mit dem Wüstenschiff. Dann würde man etwa anderthalb Monate auf dem Kamelrücken hocken. Im ersten Weltkrieg wurde die Strecke zerstört, hier hat Lawrence von Arabien einen großen Teil dazu beigetragen. Nur einige kleine Teilabschnitte in Jordanien und Syrien sind heute immer noch in Betrieb. Heutzutage besteht die Bahnstrecke in Saudi-Arabien im besten Fall noch aus einem Bahndamm ohne Schienen, aber man beginnt die alten Bahnhöfe, die sich über das ganze Land verteilen, zu renovieren. Auch eine Brücke wurde zum Teil wieder hergestellt.
05.03.2023 von Meiky:
Saudi-Arabien ist neben Brunei, dem Vatikan, Katar, Oman und Eswatini eine der sechs letzten verbliebenen, absoluten Monarchien auf der Welt. Der König ist Salman ibn Abd al-Aziz. Er ernannte 2014 seinen damals 29-jährigen Sohn Mohammed bin Salman zum Verteidigungsminister. Ab 2017 war er stellvertretender Premierminister und im September 2022 wurde er zum Staatschef/Premierminister berufen. Aus seiner Hand stammt die „Vision 2030“, die nicht nur die Megabauten Neom, The Line und Trojana für die Asiatischen Winterspiele 2029 beinhalten, sondern auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Öl anstrebt. Den Pilgertourismus möchte er von acht Millionen auf 30 Millionen steigern sowie den internationalen Tourismus abseits der muslimischen Pilger. Grundsätzlich soll Saudi-Arabien das Herz der Arabischen und Islamischen Welt, als Finanzzentrum und Knotenpunkt zwischen Europa, Asien und Afrika werden. Er setzt auf nachhaltige Energie und möchte den Anteil der erwerbstätigen Frauen ebenfalls für das Wirtschaftswachstum deutlich erhöhen. Der erste Schritt für die Unabhängigkeit der Frauen erfolgte am 04.06.2018. Seit diesem Datum dürfen für Frauen wieder Führerscheine ausgestellt werden. Frauen wurde das Autofahren in der Vergangenheit zwar nicht direkt verboten, aber es durften ab 1957 keine Führerscheine für Frauen ausgestellt werden. In den nächsten Jahren wird darum mit viel mehr Verkehrsteilnehmerinnen gerechnet. Die Werbung der Automobilindustrie zielt bereits jetzt mehr auf Frauen ab, als auf Männer, und heutzutage sieht man nahe Universitäten auch schon zahlreiche Frauen am Steuer.
Eigentlich war unser Motto, wie auch schon auch in Zentralasien: „Schlage keine Einladung aus“. Allerdings lehnen wir hier deutlich mehr Einladungen ab, als wir annehmen. Würden wir jeder Einladung nachkommen, wären wir wahrscheinlich schon vor lauter Völlerei geplatzt und hätten keine 500 Kilometer zurückgelegt. Überall wo wir sind hagelt es Einladungen. Meistens dauert es keine zwei Minuten und jemand will uns zum Essen oder Tee einladen. Häufig passiert das auch während der Fahrt. Da ist es keine Seltenheit, mitten auf der Autobahn angehalten zu werden. Wir nehmen dann immer gerne einen Tee an (gefühlt hat jeder Saudi mindestens zwei Teekannen im Auto mit dabei), um nicht vollkommen undankbar zu erscheinen.
An Tankstellen oder an Truckstopps arbeiten meist Gastarbeiter aus Indien und Pakistan. Auch sie freuen sich riesig, wenn sie uns sehen. Noch nie habe ich Menschen gesehen, die so viel Freude ausstrahlen, wenn sie den Landy betanken dürfen, dazu mit so einem herzlichen Lächeln. Leider sind sie jedes Mal sehr enttäuscht, wenn sie unter unseren zahlreichen Flaggen auf unserem Auto, Pakistan oder Indien nicht entdecken können. Micha und ich müssen das unbedingt nachholen, vor allem der Norden von Pakistan ist wirklich sehr interessant. Beide Länder, Indien und Pakistan sind somit auf unserer To-do-Liste weiter nach oben gewandert.
Nach unserem Kuwaitbesuch lagen lange Etappen vor uns. Zurück bis in den Südwesten des Landes, vorbei an verschiedenen Wüsten. Sie wechselten zwischen größeren oder kleineren Dünengürteln, mal Kieswüste mal Felswüste oder einfach nichts außer staubiger Erde. Wir planten unsere Strecken so, dass wir nie mehr als 300 bis 350 Kilometer pro Tag fahren mussten. Ohne großartig auf Platzsuche gehen zu müssen, waren all unsere Übernachtungsplätze grandios, und wir blieben bei einigen Plätzen gerne unsere sogenannte „Extra Nacht“.
Ushaiger
Als eine der ersten Sehenswürdigkeiten in Saudi-Arabien, besichtigten wir die alte Lehmstadt Ushaiger. Sie ist eine der ältesten Städte in der Najd Region. Vor 1500 Jahren siedelten sich hier die ersten Beduinen an. Das Dorf war ein wichtiger Stopp für alle Pilger aus Kuwait, Iran und Irak. Zum Teil ist das Lehmdorf stark zerfallen, zum Teil von außen schon renoviert. Aber innen waren nur ein paar Gebäude renoviert. Wir waren die einzigen Touris und konnten die labyrinthartigen Gassen ungestört entdecken.
Edge oft the World
Wer zum Ende der Welt will, muss nach Saudi-Arabien. Für die letzten 20 Kilometer dorthin benötigten wir gute 1,5 Stunden. Anscheinend ist es nicht erwünscht, dass man selbst mit dem Auto hinfährt. Drei hohe Erdwälle sorgen dafür, dass nur gute 4x4 Fahrzeuge mit großer Bodenfreiheit und mit einer ordentlichen Portion Optimismus den Weg bewältigen können. Angekommen am Ziel geht es teilweise 300 Meter senkrecht nach unten. Die dramatische Klippe ist Teil der 800 kilometerlangen Tuwaik Bergkette. Offenbar war an dieser Stelle einmal ein Korallenriff, da wir Steine entdeckten, die Korallen sehr stark ähnelten. Direkt an der Kante parkend, war das einer unserer sensationellsten Übernachtungsplätze auf der Reise.
Riyad, Al Diriyya
Ursprünglich hatten wir den Plan etwas länger in der Hauptstadt Riyad zu bleiben. Nach Doha, Manama und Kuwait City hatten wir allerdings sozusagen „Null Bock“ mehr auf Städte. Kurzum entschlossen wir uns, nur das Weltkulturerbe Diriyya in einem Vorort von Riyad, anzuschauen. Fazit: Es war nicht so spannend und könnte gut und gerne ausgelassen werden. Zusammen mit einem anderen Overlanderpaar waren wir zwar, wie gewohnt, die einzigen Touristen vor Ort, aber die total renovierte Lehmbauanlage, die man nur auf Stegen besichtigen kann, wirkte schon arg künstlich. Zum Gesamterlebnis hinzu kommt, dass sich direkt daneben momentan unheimlich viele Baustellen befinden. Hier entsteht ein ganzes Amüsierviertel für die reicheren Einwohner, samt kleiner Parks, im Stil alter kleiner Lehmdörfer und über 150 Restaurants. Natürlich kommen noch weitere, zahlreiche andere Geschäfte und Modeboutiquen dazu. Wir vermuten, dass das Areal ebenfalls bis 2030 fertig werden soll.
Taubentürme und Kamelfarm
Auf unserem langen Weg Richtung Südwesten legten wir einen kleinen Stopp bei Taubentürmen ein. Eine ähnliche Bauweise kannten wir bereits aus dem Iran. In derartigen Türmen hielten die Menschen früher Tauben, um den Kot als Dünger zu verkaufen. Tauben gibt es heute keine mehr dort, nur noch ein paar Schwalben zogen ihre Kreise.
Auf der Durchfahrt gaben wir uns bei der Suche nach Übernachtungsplätzen nicht so viel Mühe. Oftmals fuhren wir einfach im 90 Grad Winkel von der Autobahn ab, dann etwa zehn Kilometer weiter ins Landesinnere, so, dass wir von der Straße aus nicht mehr sichtbar waren und auch den Verkehr nicht mehr hörten. Allerdings sind zehn Kilometer in der Wüste für Saudis keine Distanz. Unentdeckt bleibt man meist nie. Nach kurzer Zeit kommt in vielen Fällen der erste Kamelhirte mit seinem Land Cruiser vorbei. Dann heißt es: „Welcome to Saudi Arabia“ mit der obligatorischen Einladung zum Essen. Wahrscheinlich steht man auf seinem Land, auch wenn es für uns den Anschein erweckt, dass es keine Menschenseele weit und breit gibt. Bei einer Einladung auf eine Kamelfarm sagten wir zu. Zuvor mussten wir jedoch noch ein vermisstes Kamel suchen, das nicht weithergehen wollte, da das zugehörige, erschöpfte Babykamel nicht mehr konnte. Kurzerhand wurde das Babykamel auf die Ladefläche des Pickups geladen und schon ging es im Konvoi, Pickup, laufendes Mutter Kamel und wir im Landy hinterher, zur Kamelfarm. Sogleich gab es Tee und Abendessen und wir durften alle Kamele und das Areal anschauen und fotografieren. Die Kommunikation war leider etwas zäh, da die Englischkenntnisse in Saudi bisher noch nicht die Besten sind. Wir blieben bei der Kamelfarm über Nacht. Am Morgen, gab es leckeres Frühstück mit frischer Kamelmilch und gestärkt ging unsere Reise weiter.
Felsbogen und Petroglyphen
Nächster Stopp Felsbogen: Die etwa 25 Kilometer durch die Wüste zum Felsboden sind durch zahlreiche Spuren im Sand gut markiert, sodass man ihn nicht verfehlen kann. Das Spannende ist, man kann mit dem Auto durch den Felsbogen hindurch fahren. Allerdings ist die Gegend um den Bogen auch ein Picknick Platz für Einheimische. Saudis lieben ihr Picknick im Müll des Vorgängers. Wegen des unansehnlichen Mülls zogen wir zwei Kilometer weiter, zu einer andren Felsformation in der Wüste. Beim Spazierengehen dort sahen wir bereits die ersten Petroglyphen am Fels.
Nur etwa 150 Kilometer weiter, ebenfalls in der Wüste Richtung Jemen, gibt es zahlreiche Petroglyphen. Die Besichtigung setzt etwas Navigationskenntnis und ein 4x4 Fahrzeug voraus. Bei unserem zufällig ausgesuchten Übernachtungsplatz (etwas windgeschützt), schauten wir uns die Felswände etwas genauer an und siehe da, auch hier waren Felszeichnungen zu entdecken. Wahrscheinlich gibt es in dieser Gegend noch viel mehr. Man hat sie bis jetzt nur noch nicht alle entdeckt und erfasst. Es ist wirklich toll eine Umgebung zu erkunden, die fast ausschließlich von Kamelhirten genutzt wird. Wo keine Touristen weit und breit sind. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis diese UNESCO Stätte nur noch mit Guide besichtigt werden darf, um Beschädigungen oder Vandalismus zu vermeiden, der leider mit wachsendem Tourismus einher geht.
Lineardünen
Wir mögen es grün, aber wir mögen auch Wüsten. Darum fuhren wir einen kleinen Umweg zu linear angeordneten Dünen. Diese erstrecken sich zum Teil bis zu 700 Kilometer und sind sogar vom Weltall aus zu sehen, wie etwa die in der Rub Al Khali Wüste. „Unsere“ Lineardünen waren nur einige Kilometer lang, aber dennoch beeindruckend.
23.02.2023 von Meiky
Erst seit Herbst 2019 öffnete das Königreich Saudi-Arabien (KSA) das Land für den Tourismus. Zuvor gab es nur den Pilgertourismus nach Mekka und Medina, der dem Land jedes Jahr beachtliche Summen einbringt. Die Bewohner der GCC Staaten (Golf Cooperation Council: beinhaltet Saudi, Katar Kuwait und Bahrain) dürfen ebenfalls einreisen. Aber ein Tourismus für westliche Touristen war nicht gewollt. Saudi-Arabien konnte man zuvor nur mit geführten Gruppen bereisen oder man konnte ein Fünftages-Transitvisum erhalten. Bei so einem großen Land sitz man dann fünf volle Tage nur im Auto und hat nichts vom Land. Ein individueller Tourismus war nicht möglich und die Visaeinholung für Geschäfts- und Transitvisa sehr aufwendig.
Die Marketing Werbetrommel rührte Saudi-Arabien noch vor 2019, mit den ersten internationalen Sportveranstaltungen, wie der Formel E und der Rally Dakar. Danach wurden bekannte Reiseinfluencer ins Land eingeladen, die, wie gewohnt, die schönsten Plätze Saudi-Arabiens auf ihren Social Media Profilen mit ihren Millionen Followern teilten. So macht man heutzutage Marketing und günstige Werbung für ein Land.
Die Visaeinholung erfolgt seit Herbst 2019 ausschließlich online. Das Visa Portal ist einfach und man erhält sein Touristenvisum innerhalb von 24 Stunden. Das Visum ist ab dem ersten Einreisetag für 365 Tage gültig. In diesem Zeitraum darf man mehrfach einreisen, aber insgesamt nicht länger als 90 Tage bleiben. Das Visum kostet stolze € 160,--, da man noch eine obligatorische Krankenversicherung abschließen muss. Für das große Land sind 90 Tage immer noch kurz, aber trotzdem ausreichend, um das Land intensiv zu erkunden. Die Einreise über Land ist einfach. Das ausgedruckte Visum vorzeigen, drei Minuten wird im Computer rumgetippt, Stempel landet im Pass, Pass geht mit einem Lächeln und „Welcome to Saudi-Arabia“ wieder zurück. Man fährt weiter zum Zoll. Carnet ist nicht notwendig. Die Fahrzeugdaten werden ebenfalls einmalig im System erfasst. Nach meiner Frage, wie lange das Fahrzeug im Land bleiben darf, erhielten wir nur die Antwort: „Solange ihr wollt“. Das glauben wir zwar nicht, genaueres ist uns aber ebenfalls nicht bekannt. Eine Versicherung für das Fahrzeug kann immer direkt an den Grenzen abgeschlossen werden. Das ist Pflicht und wird im Grenzgelände noch kontrolliert. Die Infrastruktur ist super. Wildcampen kann und darf man überall. Sicher ist es ohnehin, schließlich sind wir in einem muslimischen Land, eine Kriminalität ist nicht spürbar geschweige denn existent. Fast alle Straßen sind mindestens zweispurig. Es gibt überall sehr gut bestückte Supermärkte. Der „Lulu Hypermarket“ ist gut, um Importprodukte zu erstehen oder man geht einfach zu „Panda“ oder zum „Abdullah Supermarket“. Bei den zahlreichen Moscheen kann man immer gefiltertes Trinkwasser abfüllen und die stets sehr sauberen Waschräumlichkeiten nutzen. Vielleicht sollte man das nicht unbedingt am Freitag tun, denn das ist hier der heilige Tag, noch heiliger als bei uns der Sonntag. Häufig findet man Wasserspender mit gefiltertem Trinkwasser am Straßenrand. Touristinnen müssen auch nicht verschleiert sein. Seit 2021 müssen sie auch keine Kopftücher mehr tragen. Je nach Gegebenheit, in kleinen Dörfern oder bei Einladungen, nutzt Micha freiwillig ein Kopftuch, um die hiesigen Gepflogenheiten zu respektieren. In den Städten fällt eine Frau ohne Kopftuch gar nicht auf. Es gibt keine bösen Blicke, obwohl die einheimischen Frauen ihre schwarze Abaya tragen müssen. Das Land ist wahnsinnig gastfreundlich. Von überall hört man „Welcome to Saudi Arabia“. Wir müssen teilweise auf Autobahnen anhalten, um Tee zu trinken und Selfies zu machen. Ständig werden wir zum Essen eingeladen. Rekord bis jetzt, drei Mal in acht Minuten. Häufig werden sogar ungefragt Rechnungen übernommen. Das Land ist durch sein Ölvorkommen natürlich sehr reich, aber dennoch sind Alle bodenständig und auf dem Teppich geblieben. Es blitzt und blinkt bei Weitem nicht annähernd so, wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Man kann im Grunde sagen, dass wir unter den ersten Touristen im Land sind. Das Land öffnete zwar in der Saison 2019/2020 alle Grenzen, aber in den folgenden beiden Jahren waren, auf Grund der strengen Corona Regeln, noch kaum Touristen da. Erst in dieser Saison 2022/2023 reisen Touristen ein. Viele Overlander kamen im Herbst über Iran, Irak (nur etwa 80 Kilometer Transit) und Kuwait nach Saudi-Arabien, so, dass man fast täglich Overlander sieht. Wir gehen davon aus, dass sich derzeit etwa 150 Overlander auf der Arabischen Halbinsel befinden. Wir sahen in einem Monat in Saudi mehr Overlander, als in den letzten 1,5 Jahren in Afrika. Wir sind nun schon fast einen Monat im Königreich, die Leute sind herzlich und das Reisen ist einfach. Wir bereisen gerne muslimische Länder, bis jetzt waren es bestimmt schon 15. Ich mag die Kultur, den festen Glauben und man wird von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft förmlich erschlagen. Nur Marokko macht für uns die Große Ausnahme.
Da es für KSA noch keine genauen oder aktuellen Karten und Reiseführer gibt, ist es teils schwierig Sehenswürdigkeiten herauszusuchen und vor allem zu finden. Wir recherchieren viel mit Google(maps) und Instagram. Hat man eine Sehenswürdigkeit im Netz gesehen, muss man sie aber noch finden. Wegen der verschiedenen Schreibweisen wird es manchmal sehr nervig, die genaue Position zu lokalisieren, vor allem wenn es sich um eine Landschaft oder bestimmte Naturereignisse handelt. Dazu kommt noch, dass es vor Ort meist kaum Straßen oder Wege gibt. Dann gilt es, sich seinen eigenen Weg durch die zahlreichen Spuren im Sand zu bahnen. Eine richtige Entdeckungsreise! Einmal waren wir beispielsweise bei einem natürlichen Felsbogen, durch den man sogar durchfahren kann. Ursprünglich wollten wir dort auch übernachten. Mal wieder lag jedoch so viel Müll herum, dass wir uns unwohl fühlten und darum beschlossen, ein wenig weiter weg nach einem schönen, müllfreien Übernachtungsplatz zu suchen. Dort blieben wir dann zwei Nächte. An einem der Tage dort, erkundeten wir die Umgebung und fanden bei einem Spaziergang Petroglyphen an einem Felsvorsprung. Da fühlt man sich dann doch ein bisschen wie ein Entdecker.
Beim Wildcampen bleibt man meistens nicht unentdeckt. Gerne kommt mal ein Kamelhirte in seinem klimatisierten Toyota Landcruiser und seinem iphone in der Hand (so leben die Kamelzüchter heute) vorbei: „Hello, welcome to Saudi Arabia, everything ok, come to my farm, tea, food, and camel milk.“ Häufig wird anfangs schon der gesamte englische Wortschatz auf einen Schlag rausgeballert. Doch eine Einladung auf eine Kamelfarm ließen wir uns nicht entgehen. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und folgten dem Toyota zur Kamelfarm. Wahrscheinlich standen wir auf seinem Land, auch wenn wir zuvor dachten, dass weit und breit keine Menschenseele hier mitten in der Wüste wäre.
An der Farm angekommen bekamen wir tatsächlich alles, was uns davor angeboten wurde. Mit der Kommunikation war es etwas zäh, da viele Einheimische nur schlecht englisch sprechen. Aber die Kommunikation ist trotzdem wahnsinnig ehrlich und liebevoll.
Eine Kamelfarm ist durchaus lukratives Geschäft. Junge Kamel werden bereits mit € 5000,-- gehandelt. Kammelfleich ist eine Delikatesse und Kamelmilch ist viel gesünder und deutlich weniger fettreich als Kuhmilch. Sie schmeckt erstaunlicherweise wirklich gut. Hier wird immer von Kamelen gesprochen…aber eigentlich sind es Dromedare, da sie nur einen Höcker besitzen. Kamele haben zwei Höcker und gibt sie ausschließlich in Zentralasien, wie zum Beispiel in Kasachstan.
Ein kurzes Wort noch zu unserem Grenzübertritt. Die Einreise von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Saudi-Arabien verlief einfach und schnell, auch alle weiteren Grenzübertritte (von Katar, Bahrain und Kuwait zurück nach Saudi) waren ähnlich schnell. „Fast forward“ ist das Motto der Saudischen Grenzen. Das klappt auch gut, außer wenn sich die Schranke schon senkt, noch bevor man ganz durchgefahren ist und man sie somit zur Hälfte aus der Verankerung reißt. Tja, dann dauert es halt länger! Beim Zoll mussten wir jedes Mal austeigen, damit der Zöllner das Fahrzeug von innen sichten konnte. Meist aber nur mit einem flüchtigen Blick - man ist viel mehr mit Quatschen beschäftigt. Am ersten Tag unserer Einreise fuhren wir, nach etwa 150 Kilometer Autobahn, aber erstmal auf direktem Weg nach Katar. Hier geht's zu unserem Katar Bericht.
Nach Katar waren wir dann ähnlich schnell unterwegs und fuhren in zwei Tagen auf der Autobahn nach Bahrain, Sehenswürdigkeiten lagen nicht auf der Strecke. Hier geht's zu unserem Bahrain Bericht.
Bei unserer dritten Einreise nach Saudi fuhren wir wieder ein Stück zurück nach Al Hofuf, um die Rally Dakar (ein weiteres Mal nach Chile in Südameika) zu sehen. Wir verabredeten uns mit The Travely, (Valeria und Lucas aus Südtirol) die uns am Abend bei unserem Übernachtungsplatz besuchten. Erst am Vorabend erfährt man die genaue Route der Rally Teilnehmer. Enttäuscht stellten wir fest; dass die gewertete Etappe am kommenden Tag, noch weit von uns entfernt, in der Rub Al Khai Wüste stattfinden würde. Die Rallye Fahrzeuge würden also die letzten 400 Kilometer nur auf Asphalt, in einer nicht gewerteten Verbindungsetappe nach Al Hofuf, zurücklegen. Somit konnten wir die Fahrzeuge nicht in voller Aktion sehen, sondern schauten uns am Nachmittag an, wie sie im strömenden Regen das Fahrerlager (auch Biwak genannt) erreichten. Vor Ort trafen wir noch zufällig die Jots, eine vierköpfige Familie, deren Vornamen alle mit dem Buchstaben „J“ beginnen. Sie sind in einem Mercedes Rundhauber aus den 70ern unterwegs. Und zu guter Letzt war auch The Roadtrotter (Kevin allein unterwegs) da. 2022 war er längere Zeit im Iran, Pakistan und Indien on tour.
Am Abend wurde dann wieder die Strecke für den kommenden Tag bekannt gegeben. Morgens klarte das Wetter auf und wir entschieden uns, Richtung Ziellinie der letzten gewerteten Etappe zu fahren. Gleich in der Früh ging es los: 100 Kilometer zurück ans Meer auf der Autobahn. Auch die Rally Fahrzeuge mussten anfangs eine ähnliche Route fahren, um zur Strecke zu gelangen. Dabei überholte uns Sebastien Loeb, der Zweitplatzierte. Schon witzig sowas!
Es war auf alle Fälle wieder ein tolles Erlebnis, die Motorräder, Autos, Buggys und LKW´s zu sehen, wie sie mit wahnsinniger Geschwindigkeit an einem vorbei donnern. Die Welt ist klein. Wir trafen Hassan und seinen Sohn zufällig an der Rennstrecke, die Eigentümer der Werkstatt in Bahrain.
Alle vier Overlander blieben für eine Nacht gleich an Ort und Stelle und wir verbrachten den Abend gemeinsam. Morgens trennten sich unsere Wege wieder. The Travely und die Jots fuhren nach Bahrain, Kevin möchte in einem Monat wieder in Deutschland sein und fuhr auf dem direkten Weg nach Kuwait zur irakischen Grenze. Unsere nächste Destination war ebenfalls Kuwait. Zuvor machten wir aber noch einen Stopp in Al Hofuf und beim Juddah´s Tombs. Die Tage bis nach Kuwait waren geprägt von Regen, Sandsturm und schlechtem Wetter, das uns auch in Kuwait noch begleitete.